Die Digitalisierung eröffnet der Versicherungsbranche neue Möglichkeiten – bringt aber auch neue Mitbewerber ins Spiel.

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Wien – Laut einer Studie von Pricewaterhouse Cooper (PwC) könnte sich technologischer Fortschritt als Wachstumstreiber für Versicherungen entpuppen. Die Branche selbst gibt sich weit weniger optimistisch: Zwei Drittel der rund 100 von PwC befragten Versicherungschefs aus 43 Ländern sind über den regulatorischen Rahmen beunruhigt, 94 Prozent sehen Überregulierung als wachstumsbedrohend.

Mit dem Versicherungsaufsichtsgesetz wurde in Österreich die EU-Richtlinie Solvency II umgesetzt, welche zu Beginn des Jahres in Kraft getreten ist und laut der Interessenvertretung Insurance Europe mehrere Milliarden an Kosten verursachen wird und wesentlich zur Besorgnis beiträgt. Neben der Rechtslage bereitet der technologische Wandel rund 40 Prozent der Chefs Kopfzerbrechen. Jeweils etwa ein Viertel fühlt sich von verändertem Konsumentenverhalten und neuen Konkurrenten bedroht.

Konkurrenz durch Insurtech-Firmen

Konkurrenz gibt es vor allem in Form von sogenannten Insurtech-Firmen, also Unternehmen, die technologische Dienstleistungen und einen Versicherungsbereich anbieten. Ihre Lösungen verändern Kundenerwartungen und sind oft kosteneffizienter als jene etablierter Anbieter. Finanzexperte Nigel Wilson warnt vor Konkurrenz aus China, Japan, aber auch aus Afrika.

Auch der Internationale Währungsfonds ist negativ gestimmt. Im aktuellen Bericht zur Stabilität des Weltfinanzsystems wird vor der zunehmenden Krisenanfälligkeit des Sektors gewarnt. Aufgrund des Drucks, dem die Versicherungsbranche ausgesetzt ist, gibt die Mehrheit der von PwC befragten Geschäftsführer an, im laufenden Jahr Kosteneinsparungen vornehmen zu wollen.

Big Data als Chance

Die von den Versicherungschefs als Bedrohung wahrgenommenen Entwicklungen sind laut PwC-Bericht allerdings auch Chancen. Verbesserte Datenverarbeitung und -analyse könnte individuelleren Service und Kosteneinsparungen ermöglichen. Auch gänzlich neue Geschäftsmodelle sind denkbar. Im Bereich fahrverhaltensabhängiger Autoversicherungen gab es bereits erste Vorstöße.

Big Data könne Versicherungen einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen, glaubt auch Nitrin Rakesh, Chef des Technologiedienstleisters Syntel. Diese müssen allerdings rasch handeln: Versicherer, die zögern, eine digitale Strategie zu verfolgen, werden sich laut Rakash in einer nachteiligen Position wiederfinden. (Elena Pramesberger, 8.4.2016)