Es sei den Jugendlichen schwer zu vermitteln, dass es "zum Teil aus rechtlichen Gründen" so lange dauere, bis sie einen Schulplatz bekommen, heißt es aus dem Büro der zuständigen Tiroler Landesrätin.

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Innsbruck – "Die müssten Heilige sein, wenn ihnen da kein Blödsinn einfallen würde", sagt Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz. Die Tiroler Oppositionspartei hat kürzlich eine schriftliche Anfrage zum Thema Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gestellt. Aus der Beantwortung geht hervor: In Tirol leben derzeit (Stand Februar) 216 junge Flüchtlinge, die allein ankamen, 123 von ihnen besuchen aktuell weder eine Schule, noch haben sie eine Lehrstelle.

Darüber, ob manche in Betrieben beschäftigt sind, gebe es keine Informationen, heißt es in dem Antwortschreiben der zuständigen Landesrätin Christine Baur (Grüne). Psychologische Betreuung könne "im Einzelfall" in den bestehenden Einrichtungen wahrgenommen werden. "Da gibt es dringenden Handlungsbedarf. Gerade die ohne Eltern zu uns geflüchteten Kinder und Jugendlichen brauchen besondere Unterstützung", sagt Haselwanter-Schneider.

Wenigste sind schulpflichtig

Schulpflichtig ist der Großteil der in Tirol lebenden unbegleiteten Minderjährigen allerdings nicht. Nur 28 der 216 jungen Flüchtlinge sind unter 14 Jahre alt – sie würden auch alle eine Pflichtschule besuchen. "Nicht mehr schulpflichtige Kinder haben kein Recht auf einen Schulbesuch", heißt es in einer Stellungnahme aus dem Büro von Baur. Nur mit Zustimmung der Schulleitung könnten die Jugendlichen als außerordentliche Schüler aufgenommen werden.

Darum sei man bemüht, vor allem weil "alle sehr gerne in die Schule wollen". Es sei schwer zu vermitteln, dass das "zum Teil aus rechtlichen Gründen" so lange dauere. Derzeit gebe es sechs "Übergangsklassen", in denen auf das Regelschulsystem vorbereitet wird. Das Angebot sei von den Ressourcen abhängig, die das Bildungsministerium zur Verfügung stellt. Eine gesetzliche Ausbildungspflicht für Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren ist derzeit in Begutachtung, in Kraft treten soll sie aber frühestens im Juli.

Fast alle im Asylverfahren

Bei fast der Hälfte der in Tirol lebenden unbegleiteten Minderjährigen handelt es sich um 16- oder 17-Jährige. Die meisten sind aus Afghanistan geflohen, gefolgt von Syrien, Somalia, dem Irak und dem Iran. Fünf wurden als Staatenlose registriert. Nur 22 der insgesamt 216 unbegleiteten jungen Flüchtlinge haben bis jetzt einen positiven Asylbescheid bekommen oder sind subsidiär schutzberechtigt – alle anderen befinden sich noch im Asylverfahren. (Katharina Mittelstaedt, 8.4.2016)