Festnahme eines Dealers: das herrschende Suchtgiftgesetz erschwert dies.

Foto: apa/Oczeret

Wien – Beschwerden über offenes Drogendealen an der U6 und in den Straßenzügen rund um deren Stationen sind nicht neu. Im siebenten Wiener Gemeindebezirk häuften sie sich in den vergangenen Monaten vor allem im Bereich Lerchenfelder- und Kaiserstraße, sowie stadtauswärts am Beginn der Ottakringer Thaliastraße. Dort befindet sich unter anderem auch der Josef-Strauß-Park: eine der wenigen Grünflächen in Wien-Neubau.

Zuletzt schien sich die Lage, nicht zuletzt aufgrund einer "Aktion scharf" der Polizei, etwas beruhigt zu haben, wie auch der ORF online berichtete. Doch am Donnerstag meldete sich der Wiener Szenewirt Andreas Flatscher in einem an alle Parteien in der Bezrksvertretung sowie an etliche Medien adressierten Mail zu Wort.

"Drogen jeglicher Art"

Der Häuserblock Lerchenfelderstraße – Kaiserstraße – Bernardgasse – Lerchenfeldergürtel habe sich "zu einem regelrechten 'Drogen-Hotspot' " entwickelt. Bereits vormittags werde dort "offener Drogenhandel betrieben", schreibt Flatscher. Er betreibt zwei Lokale in der Gegend. Vor allem vor einem der beiden, dem Flatscher Bistrot, sei die Lage derzeit inakzeptabel: "Die Dealer, mit vorrangig afrikanischem Migrationshintergrund, treten in großen Gruppen geradezu hordenartig auf und sprechen Personen jeden Alters und Geschlechts an, um ihnen Drogen jeglicher Art anzubieten".

Flatschers Kritik im STANDARD-Gespräch: Es werde "tatenlos zugesehen, wie ein ganzes Grätzl sukzessive versandelt und abdriftet". Sein Appell: "Machen wir das Viertel wieder zu dem, was es einst war – ein Treffpunkt für Junge und Junggebliebene, die das Angebot einer pluralistischen Restaurantszene genießen möchten".

"Schon recht heftig"

Genau dies sei auch sein Anliegen, meint dazu der Neubauer Bezirkschef Thomas Blimlinger (Grüne). Das Drogendeal-Problem im Grätzl sei "schon recht heftig", sagt er zum STANDARD. In "dieser Schmuddelecke des siebenten Bezirks" würden manchmal sogar Mütter mit Kinder und Schüler hartnäckig angesprochen. Die Dealer hätten meist nur eine Tagesration Drogen bei sich, den Rest also woanders deponiert. Laut herrschendem Suchtgiftgesetz – das bald novelliert werden soll – verunmögliche das eine polizeiliche Verfolgung.

Unrichtig, so Blimlinger, sei jedoch "die von Flatscher verbreitete Mär der Untätigkeit". Vielmehr sei die Polizei seit Monaten verstärkt vor Ort. Auch gelte es, "den öffentlichen Raum gerade dort durch andere Projekte und Aktivitäten zu besetzen": eine Bemühung, der der "inzwischen recht schlechte Ruf der Gegend" zuwiderlaufe. (Irene Brickner, 7.4.2016)