Thierry Baudet, Arjan van Dixhoorn und Jan Roos siegten im niederländischen Anti-Ukraine-Referendum.

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Ein hochintellektueller Schönling, ein hölzerner Professor und ein schriller Journalist: Thierry Baudet, Arjan van Dixhoorn und Jan Roos sind das niederländische "Trio infernal". Sie haben sich das Ziel gesetzt, als Totengräber der EU Karriere zu machen. Zu diesem Zweck haben sie der Regierung ein Referendum zum Assoziierungsabkommen mit der Ukraine eingebrockt.

Baudet (33), Sohn eines Musikers und einer Psychologin, wird von den einen als intellektuelles Wunderkind gefeiert, das den demokratischen Rechtsstaat retten und vor zu starken externen Einflüssen schützen will. Für andere ist er ein reaktionärer Schnösel, der supranationale Zusammenarbeit verdammt. Um Europa zu bekämpfen, hat der Jurist und Publizist den Amsterdamer Thinktank "Forum voor Democratie" gegründet und seine Kräfte mit van Dixhoorn gebündelt: Der 44-jährige Historiker doziert am University College Roosevelt in Middelburg und ist Mitgründer und Vorsitzender des "Burgercomité EU".

Abscheu vor vereientem Europa

Im Gegensatz zu Baudet scheut der nüchterne van Dixhoorn die Öffentlichkeit. Aber was die beiden Männer vereint, ist ihre Abscheu vor einem vereinten Europa, weil es den Mitgliedsstaaten ihrer Meinung nach die Souveränität raubt. Im neuen niederländischen Referendumsgesetz sehen sie eine Waffe, mit der Brüssel beseitigt werden kann. Um beim ersten Anlauf allerdings die nötigen 300.000 Unterschriften zu bekommen, brauchten sie einen Dritten.

Bei Jan Roos, Enfant terrible der niederländischen Journalistik, wurden sie fündig. Mit seiner satirischen Politwebsite schafft es Roos oft in die Schlagzeilen. Sein Kennzeichen: ein Matrosenhütchen. Seine Spezialität: geschmacklose Provokationen unter der Gürtellinie. Europa ist für Roos "ein rasender Zug, der immer schneller fährt, anstatt zu bremsen".

Warum die Ukraine? Reiner Zufall!

Um Mitbürger für das Referendum zu gewinnen, tourte der 39-Jährige durchs ganze Land und ließ eine App entwickeln, um unkompliziert-rasch digitale Unterschriften sammeln zu können. Es wurden mehr als 400.000.

Und so trat das ein, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: Das neue Referendumsgesetz von 2015 kam erstmals zur Anwendung. Dass es das Assoziierungsabkommen und die Ukrainer betraf, war reiner Zufall. "Die demokratische Revolution hat begonnen", jubelt jetzt Baudet. Und Roos freut sich: "Jetzt ist Premier Mark Rutte endlich gezwungen, auf das Volk zu hören." (Kerstin Schweighöfer, 8.4.2016)