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Festnahme eines Verdächtigen im Brüsseler Stadtteil Anderlecht.

Foto: Reuters

Brüssel/Paris – Belgischen Fahndern ist zweieinhalb Wochen nach den Anschlägen in Brüssel womöglich ein wichtiger Fahndungserfolg geglückt: Die Polizei nahm den 31-jährigen Belgier Mohamed Abrini und vier weitere Terrorverdächtige fest. Abrini wurde bereits in Zusammenhang mit den Attentaten in Paris gesucht. Möglicherweise ist er der als "Mann mit dem Hut" gesuchte dritte Flughafenattentäter von Brüssel.

Bei einem der weiteren Festgenommenen könnte es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um den Mann handeln, der kurz vor der Explosion in der Brüsseler Metrostation Maelbeek an der Seite des Selbstmordattentäters gesehen wurde. Osama K., der auch das Pseudonym Naim Al Ahmed nutzte, soll in einem Einkaufszentrum jene Taschen erworben haben, die später bei den Anschlägen zum Einsatz kamen.

Der Sender VRT und die Zeitung "De Standard" identifizierten einen weiteren Verhafteten als Bilal El Makhoukhi. Er war vergangenes Jahr wegen Mitgliedschaft in der Islamisten-Organisation Sharia4Belgium zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, kam aber vorzeitig frei. El Makhoukhi soll ebenfalls am Freitagabend festgenommen worden sein.

Königspalast gratulierte

Osama K. hielt sich im Vorjahr auch in Deutschland auf. Er wurde nach den bisherigen Ermittlungen am 3. Oktober vergangenen Jahres vom mutmaßlichen Paris-Terroristen Salah Abdeslam in Ulm in Baden-Württemberg abgeholt und nach Belgien gebracht. Warum sich Osama K., der unbestätigten Medienberichten zufolge die schwedische Staatsangehörigkeit haben soll, dort aufgehalten haben könnte, blieb zunächst unklar. Abdeslams Ulm-Fahrt war schon bekannt, allerdings fiel in diesem Zusammenhang bisher nicht der Name von Osama K.

Zum möglichen Fahndungserfolg gratulierte auch der belgische Königspalast. Noch vor der offiziellen Stellungnahme der Staatsanwaltschaft erklärte der Palast über den Kurzmitteilungsdienst Twitter: "Glückwünsche an alle, die die Festnahme von zwei mutmaßlichen Terroristen ermöglicht haben."

Bei den Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in einem U-Bahn-Wagen waren am 22. März 32 Menschen getötet worden. Die Terrorserie von Paris am 13. November vergangenen Jahres kostete 130 Menschen das Leben. Die Urheber der Bluttaten standen nach Erkenntnissen der Ermittler in Verbindung. In beiden Fällen bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat zu den Anschlägen, die in Syrien, im Irak und in Libyen große Gebiete beherrscht.

Anreise über Österreich

Spuren von Abrini fanden die Ermittler in zwei Wohnungen in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek. Es seien Fingerabdrücke und DNA sichergestellt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Auch in einem der Renault Clios, die während der Paris-Attentate genutzt wurden, fanden sich Spuren.

Die genaue Rolle Abrinis bei den Terroranschlägen in Paris ist bisher unklar. Er war zwei Tage vor den Attentaten gemeinsam mit dem inzwischen festgenommenen Salah Abdeslam an einer Tankstelle im französischen Ressons an der Autobahn nach Paris gefilmt worden. Abrini saß am Steuer des Autos, das bei den Anschlägen in Paris benutzt worden sein soll. Mit ihm gemeinsam hat er nach Erkenntnissen der Ermittler jene Zimmer in Alfortville nahe Paris gemietet, die den Terroristen vor der Mordserie als Unterkunft dienten.

Der Franzose Abdeslam galt bis zu seiner Festnahme im vergangenen Monat in Belgien als einer der meistgesuchten Männer in Europa. Er fuhr laut Ermittlern mit Attentätern aus Belgien zu den Anschlägen in Paris, bei denen am 13. November oder später sein Bruder Brahim, der mutmaßliche Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud und sieben weitere Terrorverdächtige ums Leben kamen. Für viel Beachtung sorgt die Tatsache, dass Abdeslam am Höhepunkt der Flüchtlingskrise im vergangenen September aus Ungarn über Österreich nach Deutschland gereist war. (APA, 9.4.2016)