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Ein schier endloser Krebsteppich wogt auf den von den Forschern festgehaltenen Aufnahmen über den Meeresboden in über 350 Metern Tiefe.

Screenshot: Woods Hole Oceanographic Inst.

Washington/Panama-Stadt – Wenn Tausende Krebse unterwegs sind, ergibt das beeindruckende Bilder: Auf ihrer Forschungstauchfahrt an einem Tiefseeberg vor der Pazifik-Küste Panamas sind US-Forschern einzigartige Videoaufnahmen gelungen. Sie zeigen, wie ein gewaltiger Krebsschwarm enggedrängt im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden klettert und wirbelt. Die Bilder sind Teil ihrer Veröffentlichung im Fachjournal "PeerJ" über die Artenvielfalt am Tiefseeberg Hannibal Bank.

Woods Hole Oceanographic Inst.

Solche unterseeischen Berge gelten als sogenannte ökologische "Hotspots". Der Biologe Jesus Pineda berichtet von der hypnotisierenden Erfahrung: "Zuerst dachten wir, es seien Felsstrukturen biologischer Herkunft. Als wir sahen, dass sie sich bewegen – wie schwärmende Insekten – konnten wir es nicht glauben." Bei den Krebsen handelt es sich um Pleuroncodes planipes, die sonst vor allem an den Küsten der Baja California in Mexiko vorkommen. Erstmals wurden sie nun so weit südlich entdeckt.

Nach dem bemannten Tauchgang schickten die Forscher ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hinab. Das registrierte weitere Krebsschwärme, stets mit einem Zentrum. Ein ähnliches Verhalten ist auch von Insekten bekannt. Die dichtesten Schwärme mit bis zu 78 Krebse pro Quadratmeter fanden sich an der Bergflanke in 355 bis 385 Meter Wassertiefe, wo es nur 0,04 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser gab.

Schutz vor Räubern

"Es könnte sein, dass das sauerstoffarme Wasser für diese Art einen Schutz vor Räubern darstellt", sagte Pineda. Die Krebe, in den USA "red crabs" oder "tuna crabs" genannt, sind begehrte Nahrungsquelle für Thunfische und auch Meeressäuger.

Auch die großen Mengen, die zwei Monate nach der Expedition – im Juni 2015 – an der südkalifornischen US-Küste vor San Diego auftraten, waren Pleuroncodes planipes. Sie färbten viele Strände komplett orange. Forscher von der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla brachten die Wanderung mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung. Strömungen und Wind können demnach dafür sorgen, dass sich die normalerweise standorttreuen Populationen fortbewegen. Die Tiere verendeten an den Stränden. (APA, red, 13.4.2016)