Staatstragender als in der Vergangenheit gaben sich Haimbuchner und Strache am Samstag im Linzer Designcenter.

Foto: FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR

Linz – Für Manfred Haimbuchner war es, auf gut oberösterreichisch gesagt, "a gmahde Wiesn": Den satten Sieg bei der letzten Landtagswahl (30,36 Prozent und neun Mandate mehr) in der blauen Tasche, daraus resultierend die zweite Position im Land, erstmals Landeshauptmannstellvertreter – und kein Gegenkandidat zur Wiederwahl als Landesparteiobmann. Viel konnte also an diesem Tag aus blauer Sicht nicht schief gehen. Und letztlich musste Manfred Haimbuchner nur konsequent lächeln und seine Lorbeeren abholen. Mit 97,4 Prozent der Stimmen wurde Haimbuchner klar als Landesparteiobmann bestätigt. Als Geschenk gab's eine Hainbuche, Spaten und einen Trachtenjanker. Bei der letzten Wahl im Jahr 2013 war die Zustimmung mit 97,3 Prozent praktisch gleich hoch.

Überhaupt war der blaue Landesparteitag deutlich geprägt von den neuen Machtverhältnissen in Oberösterreich. Vor dem Linzer Designcenter wurde für die 467 Delegierten der blaue Teppich ausgerollt, die Bühne deutlich größer als in den Vorjahren, der Einmarsch gemeinsam mit Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache auffallend staatstragend. Vorbei scheinen die Zeiten, als zwischen Würschtl und Bier noch die John Otti-Band launiges Frühschoppen-Tralala servierte. Für Regierungswillen und Machterhalt lässt man eben schon einmal die Lederhose im Kasten.

Einer fehlt

Unter den Ehrengäste fehlte der blaue Kandidat im Rennen um die Hofburg, Norbert Hofer. Per Video-Botschaft entschuldigte sich Hofer bei den Anwesenden, der "enge Terminkalender im Wahlkampf" habe einen Abstecher nach Oberösterreich unmöglich gemacht.

Das neue Selbstbewusstsein in Blau wurde auch bei der Rede Haimbuchners spürbar: "Heute seht ihr mich lächeln und stolz. Die Österreicher sind mittlerweile angeekelt von der rot-schwarzen Bundesregierung. Die rot-schwarze Koalition ist die wahre Plage des Landes. Hier in Oberösterreich regieren wir im Lande mit. Oberösterreich ist Gott sei Dank anders, man hat uns hier das Vertrauen ausgesprochen, hier regieren die, die auch gewählt wurden." Eine FPÖ-Handschrift sei bereits jetzt in Oberösterreich "deutlich erkennbar". Haimbuchner: "Es gibt einen klaren Wertewandel: Deutschpflicht an den Schulen, Kürzung der Mindestsicherung, eine Verwaltungsreform."

Ein gescheites Bier

Es sei dies ein "Parteitag der Dankbarkeit". Haimbuchner: "Überall habe ich mich zu bedanken – ihr habt gekämpft für unsere Ideale." In so großer Dankbarkeit durfte natürlich auch der blaue Bundeschef nicht vergessen werden: "Lieber HC, du bist unser Bundesparteijubiläums-Chef – und jetzt bringt‘s ihm doch einmal ein gescheites Bier."

Abseits des Eigenlobes servierte Haimbuchner seinen Getreuen die bekannt-beliebte Abrechnung mit den politischen Mitbewerbern, der Zuwanderungspolitik, der Willkommenskultur und denjenigen, denen die Heimat offensichtlich deutlich weniger wichtig ist als der FPÖ. "Bei uns bringt der Nikolaus und nicht der Großmufti die Geschenke. ‘Wir schaffen das‘ war der dümmste und irrealste Sager des Jahres 2015", ist Haimbuchner überzeugt.

Strache als Einpeitscher

Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache betonte in seiner Rede, es sei "eine besondere Ehre" in Oberösterreich dabei zu sein: "Weil man sieht, welche Stärke hier zu Hause ist. Hier zählt der Handschlag halt noch was."

Die eigene Partei mahnte Strache, sich angesichts der Wahlerfolge nicht im blauen Liegestuhl zurückzulehnen: "Wir dürfen uns nicht ausruhen, wir sind noch lange nicht am Ziel – wir haben noch viel vor. Und wir müssen demütig mit Erfolgen umgehen, sie fußen immer auf harter Arbeit." Das nächste Erfolgserlebnis scheint aber für den blauen Parteichef dennoch schon greifbar: "Wir werden bei der Bundespräsidentenwahl Geschichte schreiben und es wird zum ersten Mal ein freiheitlicher Kandidat in die Stichwahl kommen. Und dann wird er es auch schaffen."

"Suizid für Europa"

Und selbst die Kanzlerfrage scheint bereits geklärt: "Wenn wir stärkste Kraft im Land werden, verspreche ich, wir werden nicht mehr die Fehler meiner Vorgänger machen. Die stärkste Kraft wird auch den Kanzler stellen – nicht der Zweite oder Dritte."

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Haltung in der Böhmermann-Debatte kritisierte Strache scharf: "Geschmäcker sind verschieden, man kann über das Gedicht von Jan Böhmermann diskutieren. Aber das ist Satire. Und die Politiker Europas passen sich einem Despoten an. Das ist der Suizid für Europa. Einfach unglaublich." (Markus Rohrhofer, 16.4.2016)