Wenig Bewegung, zu süße und fettreiche Ernährung sind Ursachen für die Zunahme von Diabetes Typ 2.

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Derzeit leben weltweit rund 422 Millionen Zuckerkranke. 2025 werden es wohl 600 Millionen Menschen sein. Übergewicht, mangelnde Bewegung und falsche Ernährung sind die Hauptursachen für den Typ-2-Diabetes. Besserung ist nicht in Sicht.

Präventionsmaßnahmen und die Verbesserung der Betreuung der Betroffenen sollte am besten auf der Ebene von Gemeinden und Regionen erfolgen, hieß es vergangene Woche beim Gesundheitsforum Seitenstetten.

Die Zuckerkrankheit ist das Paradebeispiel für chronische Erkrankungen. Dorjan Marusic, ehemaliger slowenischer Gesundheitsminister, sagt dazu: "Innerhalb von 50 Jahren gewinnen wir zehn Jahre an Lebenserwartung. Aber 40 Prozent der über 75-Jährigen haben zwei bis drei chronische Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes etc. Sie sind für 70 Prozent der Todesfälle und 70 Prozent der Gesundheitskosten verantwortlich." Diabetiker hätten zum Beispiel das vier- bis sechsfache Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

20 Prozent der Bauern übergewichtig

Freilich, bei den Risikofaktoren für Diabetes ist weltweit bisher noch kein Erfolg gelungen. "Wir haben die Adipositas noch immer nicht bewältigt. Es ist noch nicht gelungen, hier den Retourgang einzulegen", sagt die Wiener Sozialmedizinerin Anita Rieder (MedUni Wien). Sie zitiert aus einer von ihrem Team durchgeführten Studie mit Daten von mehr als 10.000 Versicherten der Sozialversicherung der Bauern. Die Diabetesrate liegt in dieser Gruppe bei 9,5 Prozent. Und, wie Anita Rieder sagt: "20 Prozent der bäuerlichen Bevölkerung sind adipös."

Breiter angelegte Informations- und Aufklärungsprogramme haben bisher auf diesem Gebiet weltweit kaum etwas gebracht. In den Schwellenländern, zum Beispiel in China, liegt die Diabetesrate bereits bei 11,6 Prozent. "Alles was möglich ist, sollte in die Regionen und in die Gemeinden kommen", fordert der Schweizer Gesundheitsökonom Willy Oggier. Kleinräumige und damit auch längerfristige Aktivitäten für einen gesünderen Lebensstil, mehr Bewegung etc. mit allen Meinungsmachern in Gemeinden wären wahrscheinlich sinnvoller. Pauschale Rezepte seien für ein ganzes Land nicht erfolgreich umsetzbar, weil die sozialen und regionalen Unterschiede zu groß wären.

Nicht alle diagnostiziert

Im Jahr 2004 kam der erste österreichische Diabetesbericht noch auf 315.000 Zuckerkranke. 2009 waren es in einer weiteren Berechnung schon rund 420.000. Für 2013 wurde bereits mit 573.000 bis 645.000 Betroffenen gerechnet (acht bis neun Prozent der Bevölkerung; Anm.), wobei nur 430.000 der Zuckerkranken auch eine ärztliche Diagnose haben.

Eine schlechte soziale Lage ist einer der treibenden Faktoren in der Entwicklung der Zuckerkrankheit. "Diabetes ist keine Wohlstandserkrankung. Jene, denen es am schlechtesten geht, haben das größte Risiko zu erkranken", sagt Rieder. (APA, 18.4.2016)