Das Rennen für den CEO-Posten machen immer öfter externe Kandidaten. Klaus Hölbling, Partner und Geschäftsführer von Strategy& Österreich, sieht das besonders in Industrien, deren Geschäftsmodelle derzeit von einer technologischen oder strukturellen Disruption in Frage gestellt werden.

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Die globalen Ergebnisse der "2015 CEO Success"-Studie im Überblick.

PwC's Strategy&

Während deutsche Konzerne bei der Besetzung der Aufsichtsräte die gesetzlich geforderte Frauenquote teilweise bereits heute übererfüllen, bleiben sie auf Vorstands- und CEO-Ebene offensichtlich deutlich hinter ihren Möglichkeiten: So sank die Quote der mit Kandidatinnen nachbesetzten CEO-Posten bei den deutschsprachigen Konzernen von 10,3 Prozent in 2014 auf die homöopathische Dosis von 2,2 Prozent. Der Anteil weiblicher Vorstandsvorsitzender, die 2015 auf eine Topposition berufen wurden, war jedoch nicht nur in der deutschsprachigen Region, sondern auch weltweit mit 2,8 Prozent äußerst überschaubar. In den USA und Kanada erreichte die Quote weiblicher CEOs sogar im dritten Jahr in Folge einen neuen Tiefpunkt: Unter den 87 in dieser Region neu ins Amt berufenen CEOs war 2015 lediglich eine Frau.

Mehr Outsider-CEOs

Der große Trend in der Studie: Aufsichtsräte wählen für die Spitzenjobs zunehmend externe Kandidaten – im deutschsprachigen Raum waren es immerhin 33 Prozent. "Insbesondere in Industrien, deren Geschäftsmodelle derzeit von einer technologischen oder strukturellen Disruption in Frage gestellt werden, schlägt aktuell die Stunde der externen Kandidaten", sagt Klaus Hölbling, Partner und Geschäftsführer von Strategy& Österreich. "Weltweit setzen derzeit vor allem Unternehmen im Telekommunikations- und Gesundheitsbereich, sowie Energieversorger auf neue, externe CEOs, um den anstehenden strategischen Herausforderungen von der Digitalisierung bis zu staatlichen Regulierungen besser und vor allem kompromissloser begegnen zu können."

Besonders volatile Finanzbranche

Trotz der stabilen Wirtschaft mussten im vergangenen Jahr mit einer Fluktuationsquote von 16,7 Prozent deutlich mehr Vorstandsvorsitzende der 300 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihren Hut nehmen als mit 10,3 Prozent im Vorjahr. Der deutschsprachige Raum liegt damit im weltweiten Schnitt (16,7 Prozent), während Westeuropa insgesamt eine höhere Quote von 17,9 Prozent aufweist. Knapp ein Drittel dieser CEO-Demissionen wurden vor Ablauf der vertraglich fixierten Amtszeit initiiert, beispielsweise wegen mangelnder wirtschaftlicher Performance. Die restlichen Neubesetzungen erfolgten in dieser Region wie geplant aufgrund auslaufender Verträge oder aufgrund von Übernahmen bzw. Fusionen. Als besonders volatil erwies sich 2015 allerdings die Finanzwirtschaft, die mit einer Wechselquote von 21,1 Prozent mehr als jeden fünften der in der Studie untersuchten Vorstandsvorsitzenden aus dem Bank,- Finanz- und Versicherungswesen austauschte.

Jung und international

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, die neuen CEOs im deutschsprachigem Raum waren zum Amtsantritt nur 49 Jahre alt und damit im Vergleich zum internationalen Median von 53 Jahren mit Abstand die jüngsten. Darüber hinaus waren sie auch die internationalsten, denn jeder dritte neue CEO der untersuchten deutschsprachigen Blue-Chips hat eine andere Nationalität als das Unternehmen, dem er vorsteht. In Österreich sind es sogar 66 Prozent, während der Schnitt weltweit bei lediglich 17 Prozent liegt.

Klar verkürzte Amtszeit

Auch erhöhte sich 2015 die durchschnittliche Verweildauer der Vorstandsvorsitzenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz leicht. Hier bleiben Vorstandsvorsitzende im Mittel 6,3 Jahre (2014: 6,0 Jahre) im Amt. In Westeuropa liegt dieser Wert bei 5,5 Jahren und im weltweiten Schnitt bei 7,5 Jahren. Im langjährigen Vergleich haben sich die Amtszeiten der CEOs im deutschsprachigen Raum allerdings klar verkürzt, so lag sie vor zehn Jahren noch bei 8,3 Jahren. (lhag, 19.4.2016)