Die deutschen Wissenschafter berechneten die wahrscheinlichsten Invasionsrouten für Tiere und Pflanzen aus Asien.

Illu.: Universität Oldenburg

Oldenburg – Biologen befürchten, dass sich die Nordsee künftig verstärkt mit neu eingeschleppten invasiven Pflanzen- und Tierarten aus asiatischen Gewässern auseinander setzen muss. Verantwortlich dafür ist das hohe Schiffsaufkommen, bei dem die Bionivasoren als Blinde Passagiere mitreisen. Welche Wege die Arten dabei nehmen und wo sie schließlich landen, haben Forscher der Universität Oldenburg und des Senckenberg-Forschungszentrums in Frankfurt am Main mithilfe neuer Modellierungsmethoden berechnet.

Ähnlichen Bedingungen in den Gewässern rund um China und Japan auf der einen sowie der Nordsee auf der anderen Seite schaffe optimale Bedingungen für die Einwanderung von Arten, teilten beide Institutionen am Montag unter Verweis auf eine im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichte Gemeinschaftsstudie ihrer Experten mit. Der intensive Schiffsverkehr zwischen beiden Regionen komme dazu.

Klimawandel öffnet neuen Arten die US-Westküste

Für die Westküste der USA besteht demnach aus den gleichen Gründen ebenfalls ein hohes "Invasionsrisiko" aufgrund der sehr engen Handelsverbindungen mit Asien. Während die Wassertemperaturen dort für asiatische Arten bisher meist zu kalt waren, werde sich dies durch den globalen Klimawandel und die Erwärmung der Meere in Zukunft wohl ändern.

Als invasive Arten werden Pflanzen und Tiere bezeichnet, die in einem fremden Ökosystem eindringen und sich dort unter Umständen stark ausbreiten können. Bisweilen können sie deren komplexe Strukturen völlig durcheinanderbringen und heimische Arten verdrängen. Nach Angaben der Forscher richten invasive Arten allein in der EU jährlich Kosten von mehreren Milliarden Euro an.

Blinde Passagiere

"Die Tiere und Pflanzen gelangen in Gebiete, die sie ohne die Hilfe des Menschen nie erreicht hätten", erklärte Studienhauptautor Hanno Seebens vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres an der Universität Oldenburg. Die Lebewesen reisten an den Rümpfen oder in den Ballastwassertanks von Frachtschiffen und überlebten auch lange Transporte.

In der Nordsee gibt es den Angaben zufolge inzwischen bereits zwei weitere neue Algen, die als "Hochrisiko-Art" identifiziert wurden. "Hier haben sich unsere Vorhersagen schon bestätigt", erklärte Seebens. In der Nordsee breiteten sich auch zuvor schon invasive Algen wie die aus den Gewässern um Japan und China stammende Sorte Sargassum Muticum aus. Sie bildet dichte Wälder und verändert so das Wattenmeer. (APA, red, 19.4.2016)