Entwurf des Vorarlberger Architektenbüros marte.marte für das Kunstmuseum Krems.

Foto: marte.marte

Krems – Das alte Wirtshaus ist schon Geschichte. Direkt angrenzend an das Karikaturmuseum, und damit im Zentrum der Kremser Kulturmeile, war es den Plänen der niederösterreichischen Kulturpolitik schlicht im Weg gestanden. Land und Wirt einigten sich vor gut einem Jahr finanziell, der Abbruch folgte auf den Fuß. An dessen Stelle, direkt gegenüber der Kunsthalle, soll bis 2018 ein neues Museum entstehen. Die Bauarbeiten beginnen im Juni, bei einem Pressegespräch am Dienstag wurde nun auch der offizielle Name bekanntgegeben: es wird schlicht und einfach Kunstmuseum Krems heißen, die vielgepriesene Niederschwelligkeit also schon im Namen tragen.

Wie berichtet, soll das neue Haus den rund 60.000 Werken aus der Kunstsammlung des Landes Niederösterreich eine neue Bleibe bieten. Im Landesmuseum St. Pölten, wo man sich den Platz mit der Natur- und Geschichtssammlung teilen musste, wird stattdessen bis Mitte 2017 unter dem Namen Museum Niederösterreich ein Haus der Geschichte eingerichtet. 35 Millionen Euro lässt sich das Land den Neubau in Krems kosten, vier Millionen jährlich sind als Basissubvention angedacht. Die Stadt beteiligt sich an der umliegenden Infrastruktur, etwa an einem neuen Parkdeck. Der Personalstand der Kunstmeile wird mit dem neuen Museum von 35 auf 51 Beschäftigte anwachsen. "Eine kostenschonende Variante", wie man festhielt.

Zumindest virtuell konnte der künstlerische Direktor Christian Bauer sein Haus bereits vorstellen: Die Webseite www.kunstmuseum.at informiert über Projektfortschritt und die Landessammlungen. Programmatisch will man von Anfang an auch Privatsammler einbinden. Konkret nannte Bauer Ernst Ploil und Helmut Zambo. Auch an Karlheinz Essl, der sein Museum in Klosterneuburg mit Juli schließen muss, erging eine Einladung. Man habe schon in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet und könne das gerne weiter intensivieren, so Bauer. Die Privatsammler wolle man möglichst eng ans Haus binden, ihr Programm aber stets im Spannungsfeld zur Landessammlung zeigen.

Keine Dauerausstellung

Auf eine Dauerausstellung wird verzichtet, stattdessen setzt Bauer auf ständigen Wechsel, der die Jetztzeit mit der klassischen Moderne und Wien um 1900 verknüpft. "Was die Wachau heute mit dem 19. Jahrhundert verbindet, ist die Idee der Sommerfrische, den Moloch Großstadt zu verlassen und die Sonnensaison am Land zu verbringen. Der heute so beliebte Tagesausflug ist eine Fortführung dieser Idee", erklärt Bauer. "Wir wollen reale Lebensaspekte in den Mittelpunkt stellen und keine kunsthistorischen Diskurse, wie zum Beispiel 'den pastosen Farbauftrag'". Als Chefkurator kam unlängst Günther Oberhollenzer vom Essl-Museum nach Krems. Bei den Ausstellungen will man aber auf wechselnde Kuratoren setzen.

Die Kunsthalle – wegen einer Generalrenovierung ab Sommer für ein Jahr geschlossen – soll sich im Gegensatz künftig ganz der Gegenwartskunst widmen, internationaler werden und aus Österreich vor allem junge Positionen zeigen. "Die Häuser sollen sich ergänzen, aber auch klar unterscheiden. Sie werden ein Miteinander, aber auch ein Nebeneinander sein", erklärt der neue Kunsthallen-Leiter Florian Steininger.

Der Vorarlberger Architekt Bernhard Marte, der das vierstöckige Museum entworfen hat, stellte schließlich auch eine Entschädigung für das verloren gegangene Wirtshaus in Aussicht: einen belebten Vorplatz mit Schanigarten. Ganz im Sinne der Sommerfrischler, sozusagen. (Stefan Weiss, 20.4.2016)