Oslo – Der Attentäter Anders Behring Breivik bleibt auch nach seinem juristischen Etappensieg gegen den norwegischen Staat vorerst in Einzelhaft. Angesichts der Berufungsmöglichkeit sei das Urteil vom Mittwoch noch nicht rechtskräftig, weswegen die Haftbedingungen nicht geändert würden, sagte Gefängnisdirektor Ole Kristoffer Borhaug am Donnerstag.

"Vor der Praxis müssen die Regeln geändert werden", erklärte Borhaug. Breivik, der wegen 77-facher Tötung verurteilt ist, sitzt seit fast fünf Jahren in Einzelhaft und wird nach jedem Hofgang streng kontrolliert. Auch seine Korrespondenz mit der Außenwelt und seine Besucher werden überwacht. Ein Gericht in Oslo hatte am Mittwoch auf seine Klage hin geurteilt, die langjährige Einzelinhaftierung sei "unmenschlich" und verstoße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention.

Breiviks Anwalt Oystein Storrvik forderte daraufhin, die Einzelhaft im Hochsicherheitsgefängnis Skien müsse umgehend aufgehoben werden. Der norwegische Staat hat noch nicht entschieden, ob er Berufung einlegt.

Breivik hatte im Juli 2011 zunächst acht Menschen bei einem Bombenanschlag in Oslo getötet und anschließend auf der Insel Utöya 69 Teilnehmer eines Sommerlagers der sozialdemokratischen Jugendorganisation erschossen.

Norwegen legt großen Wert auf einen humanen Strafvollzug, in dem der Rehabilitierungsgedanke Vorrang vor der Bestrafungsabsicht hat. Breiviks Haftbedingungen sind im internationalen Vergleich komfortabel. Ihm stehen drei Zellen zur Verfügung: ein Schlafraum, ein Arbeitszimmer und ein Fitnessraum. (APA, AFP, 21.4.2016)