Wien – "Am auffälligsten, wenn man den i3 das erste Mal öffnet, ist, dass er – obwohl er relativ klein und kompakt ist – ein unglaublich großes Raumgefühl vermittelt": Das sagt ein Testimonial über den neuen BMW i3. Der Name des Testimonials: Michael Fleischhacker, Chefredakteur von NZZ.at.

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In der BMW-Kampagne "Stories of Life – inspired by BMW i" preist Fleischhacker die Vorzüge des BMW i3, das Video zeigt ihn auch in den Räumen von NZZ.at – gemeinsam mit Redakteuren. Fleischhacker lieferte auch Blogbeiträge für die BMW-Seite storiesoflife.at.

Am Dienstag waren das Video und die Blogbeiträge (29.3.: "Ich mag ihn wirklich sehr, unseren BMW i3, aber der größte lebende BMW-i3-Fan ist mit Sicherheit mein Sohn", 8.4.: "Glaubensfragen – Beschleunigung schlägt ökologischen Schweinehund") noch auf storiesoflife.at abrufbar, am Mittwoch waren der Film und die Beiträge dort nicht mehr zu finden.

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"Das Video war von mir nicht freigegeben, also wurde es wieder vom Netz genommen", sagt Fleischhacker darüber zum STANDARD.

Fleischhacker: "War Fehleinschätzung"

Ob die Tätigkeit als BMW-Werbeträger mit der Position als NZZ.at-Chefredakteur vereinbar sei, beantwortet Fleischhacker so: "Nachdem es sich um ein Projekt handelt, das ich mit der Agentur als Privatperson vereinbart habe, ohne jedes Honorar und ohne jede Geschäftsbeziehung zwischen BMW und NZZ.at, hielt ich es für unproblematisch. Eine Fehleinschätzung, wie ich heute weiß."

Er habe weder Geld noch eine andere Gegenleistung dafür bekommen, sagt Fleischhacker. Und "für den Drehtag habe ich mir selbstverständlich Urlaub genommen". Mit der Leitung der "Neuen Zürcher Zeitung" sei das Projekt nicht abgesprochen gewesen. Er habe es "für nicht genehmigungspflichtig" gehalten.

Vice: Video auf Fleischhackers Wunsch entfernt

BMW wollte keine Stellungnahme abgeben und verweist auf die betreuende Agentur Vice. Dort bestätigt man dem STANDARD, dass das Video auf Wunsch Fleischhackers offline genommen wurde, weil es von ihm nicht freigegeben gewesen sei. Online war es seit 14. April.

Neue Guidelines zu Trennung von Werbung und Redaktion

Ob Fleischhacker mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen muss, will Myriam Käser, Sprecherin der "Neuen Zürcher Zeitung", dem STANDARD nicht sagen. Sein Auftritt für BMW entspreche jedenfalls "nicht der offiziellen Policy".

Derzeit würden in Zürich neue, detaillierte Guidelines erarbeitet, um "eine klare Trennung zwischen Werbung und Redaktion auch in Zukunft sicherzustellen". Festgehalten werden soll darin, "welche Formate für uns in Frage kommen und welche nicht. Auch Werbeauftritte werden wir in diesem Rahmen regeln. Die Guidelines werden wir Werbekunden zur Verfügung stellen, aber auch unseren Lesern und anderen Interessierten zugänglich machen".

Mit Fleischhacker und seiner Werbung für BMW habe das nichts zu tun, Anlass sei "die Tatsache, dass es immer wieder neue Werbeformate gibt". (ae, 28.4.2016)