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Beim Tragen von High Heels steht die Ferse höher und das Körpergewicht lastet auf einer relativ kleinen Fläche. Dadurch steigt die Sturzgefahr.

Foto: Reuters/MAX ROSSI

Eine GfK-Befragung in Deutschland aus dem Jahr 2014 hat gezeigt: Auf das Tragen von High Heels würden nur elf Prozent der 14- bis 19-Jährigen und zwölf Prozent der 20- bis 29-Jährigen verzichten, obwohl die hohen Absätze ungesund für die Füße sein können.

Die Leiden reichen dabei von Blasen über Bänderrisse bis zu gebrochenen Knöcheln, wie eine britische Studie unter der Beteiligung von 3.000 Frauen konstatierte. In dieser Stichprobe hatte immerhin jede Zehnte eine ärztliche Behandlung aufgrund des hohen Schuhwerks hinter sich, beinahe die Hälfte hatte sich schon einmal den Knöchel verdreht. Trotz Schmerzen und Wunden gaben mehr als 60 Prozent der Befragten an, nicht auf hochhackige Schuhe verzichten zu wollen.

Dadurch, dass beim Tragen von High Heels die Ferse höher steht und das Körpergewicht auf einer kleineren Fläche lastet, erhöht sich auch die Sturzgefahr. Der Masseschwerpunkt des Körpers verlagert sich. Dadurch fällt es schwerer, das Gleichgewicht zu halten. Um die genauen Auswirkungen und Beeinträchtigungen von High Heels zu analysieren, führten nun Vaniessa Hapsari und Shuping Xiong vom südkoreanischen Wissenschafts- und Technologieinstitut in Ulsan eine Studie an 30 Frauen zwischen 18 und 30 Jahren durch.

Kompensation durch Wadenmuskeln

Die Probandinnen mussten dazu mit vier verschiedenen Schuhpaaren, die nur in der Höhe des Absatzes variierten, diverse Aufgaben erfüllen. Unter anderem sollten sie sich so weit und so präzise wie möglich in verschiedene Richtungen lehnen sowie in kurzer Zeit von einem Sessel aufstehen, eine bestimmte Strecke ablaufen, umdrehen und zurückkehren. Dabei wurden je nach Übung die benötigte Zeit, Muskelspannungen, der Bewegungsumfang und die relative Menge der Ausgleichsbewegungen gemessen.

Die Ergebnisse: Das Stehen und Gehen auf höheren Absätzen erfordert eine stärkere Muskelleistung, vor allem bei der Wadenmuskulatur. Im Vergleich der Absatzhöhen waren die Probandinnen bei Schuhen mit einem einen und einem vier Zentimeter hohen Absatz noch sehr beweglich – bei sieben Zentimetern verschlechterte sich die Mobilität. Durch verstärkte Muskelaktivität konnten die Frauen die Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, hier noch einigermaßen kompensieren. Bei zehn Zentimetern Höhe wurde die Balance im Stehen aber trotz erhöhten Kraftaufwands stark beeinträchtigt.

Nicht empfehlenswert – mehr als sieben Zentimeter

Unter den Probandinnen gab es zehn erfahrene High-Heels-Trägerinnen, die seit längerer Zeit mindestens zweimal wöchentlich Schuhe mit mehr als vier Zentimeter hohem Absatz trugen. Die übrigen 20 waren seltener als einmal pro Woche auf hohen Sohlen unterwegs. Weitere Resultate der Untersuchung: Die an High Heels gewöhnten Frauen waren lediglich etwas besser darin, die Richtung zu kontrollieren, in die sie sich bewegten (76,8 Prozent im Vergleich zu 74,4), und konnten sich weiter auf die Seite lehnen, ohne sich abstützen zu müssen (93,3 versus 89,7 Prozent). Zudem belasteten sie die Wadenmuskulatur stärker, um stehend ihr Gleichgewicht zu halten, wohingegen die Unerfahrenen eher Schienbein- und Oberschenkelmuskeln beanspruchten.

Je höher der Absatz, desto mehr wechselten die Probandinnen von Ausgleichsbewegungen im Knöchelbereich zum Ausbalancieren in der Hüfte – ein Verhalten, das sich generell häufiger bei instabileren Bedingungen zeigt. "Schuhe mit Absätzen, die niedriger als vier Zentimeter sind, ermöglichen es Personen, ihr Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und grundlegende Bewegungen auszuführen, daher sollten diese Schuhe einigermaßen sicher sein", schreiben die Autoren im Fachjournal "Ergonomics".

Besonders bei Schuhen mit einer Absatzhöhe von mehr als sieben Zentimetern sei Vorsicht geboten, da sie eine große "Mobilitätsherausforderung darstellen", betonen die Forscher. Zu beachten ist allerdings auch die kleine Stichprobe der Studie, besonders in der Gruppe der erfahrenen Stöckelschuhträgerinnen. Hapsari und Xiong begründen dieses Manko damit, dass am Institutscampus nicht mehr Liebhaberinnen von High Heels zu finden waren. (red, 27.4.2016)