Wien – Jeder, der im Zug telefonieren will, weiß aus leidvoller Erfahrung: Mobilfunknetze sind nicht auf sich schnell bewegende Nutzer ausgelegt. An einem neuen, am Mittwoch an der Technischen Universität (TU) Wien eröffneten Christian Doppler(CD)-Labor will man die Kommunikation in Bewegung verbessern und Lösungen für den Mobilfunk der fünften Generation entwickeln.

Bei schneller Bewegung muss ein Telefongespräch laufend von einer Mobilfunkantenne zur nächsten weitergegeben werden. Dieses Umschalten kostet Zeit, was oft zu Problemen führt. "Die Mobilfunknetze der fünften Generation, die es etwa ab 2020 geben wird, sollen mit solchen Schwierigkeiten viel besser zurechtkommen als unsere heutigen Netze", erklärte der Leiter des neuen CD-Labors "Zuverlässige drahtlose Konnektivität für eine Gesellschaft in Bewegung", Stefan Schwarz, vom Institut für Telekommunikation der TU.

Ziel sei, dass eine neue Netz-Architektur Gesprächsteilnehmer automatisch optimal koordiniert. So könnte es manchmal besser sein, nicht die nächstgelegene Antenne, sondern eine weniger belastete zu nutzen, oder mit mehreren Basisstationen gleichzeitig Daten auszutauschen, um das Risiko eines Gesprächsabbruchs zu minimieren. "Wir entwickeln am Computer Modelle von Funknetzen und optimieren dann die Algorithmen, mit denen sie arbeiten", so Schwarz.

Verbindung bei 450 km/h

Für die experimentelle Untersuchung der Informationsübertragung bei hohen Geschwindigkeiten wurde an der TU ein Rotor installiert, der an einem 1,5 Meter langen Arm eine Antenne im Kreis bewegt. Damit lassen sich Geschwindigkeiten von bis zu 450 km/h simulieren und der Einfluss rascher Bewegung auf die Signalübertragung testen.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) merkte anlässlich der Eröffnung an, dass künftig auch Verkehrsmittel selbst große Datenmengen austauschen werden. Die Mobilfunknetze der fünften Generation sollen also nicht nur Menschen, sondern auch Autos, Busse und Züge effizient und zuverlässig bedienen können. "Dies eröffnet neue Chancen nicht nur für Autozulieferer und -entwickler und den öffentlichen Verkehr, sondern in der Folge auch für Verkehrstelematik, Logistik und Tourismus", so Mitterlehner.

In den derzeit rund 80 CD-Labors kooperieren Wissenschafter mit Unternehmen im Bereich anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Unternehmenspartner des neuen Labors sind A1 Telekom Austria, Kathrein-Werke und Nokia Solutions and Networks. CD-Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Firmen gemeinsam finanziert. (APA, 28.4.2016)