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Nicht nur die Sprüche, sondern auch die Frisur von DonaldTrump findet dieser Jugendliche in Indianapolis (li.) offenbar sehr cool:

Foto: AFP / Getty Images / John Sommer

Donald Trump hat eine außenpolitische Rede gehalten und etwas bewirkt, was man in Washington selten erlebt: parteiübergreifende Ablehnung. Sie habe noch nie derart viel grob Vereinfachtes, noch nie so viel Widersprüchliches und Falsches in einer einzigen Rede gehört, twitterte Ex-Außenministerin Madeleine Albright. "Herumzupoltern ist noch keine Strategie, Herr Trump!"

Lindsey Graham, konservativer Falke, versuchte es mit Sarkasmus: Er wisse nicht genau, wer den Mann berate – aber wer immer es sei, "ich kann verstehen, warum keine Namen preisgegeben werden". Clinton-Berater Nicholas Burns zeigte sich zutiefst irritiert von der Art, mit der Trump Verbündete unter Druck setze; wie er "Donnerschläge" auf sie niederfahren lasse, während er Wladimir Putin mit Samthandschuhen anfasse. Im Übrigen, so Burns, müsse Trump an Amnesie leiden, wenn er gegen alle Lehren aus der Geschichte das Banner "America first" entrolle.

USA über alles

Amerika an erster Stelle – das war der Schlüsselsatz Trumps, als er sich am Mittwoch im noblen Mayflower-Hotel in Washington vor zwei Sternenbanner stellte und eine Rede hielt, die sein Team als "geostrategischen Kompass" angekündigt hatte. Seine Außenpolitik, betonte er vielfach, werde "die Interessen des amerikanischen Volkes und der amerikanischen Sicherheit zu jeder Zeit über alles andere stellen".

Der Regierung Barack Obamas warf er Versagen vor. Sie habe alte Verbündete, etwa Israel, durch ihren Schlingerkurs verunsichert. In Nahost und Nordafrika habe sie einen Fehler nach dem anderen gemacht; etwa, als sie in Ägypten Hosni Mubarak fallenließ; als sie in Libyen intervenierte; und dann, als sie in Syrien eine rote Linie zog, die nichts bedeutete.

Bizarre Thesen

Aber auch mit George W. Bush ging Trump hart ins Gericht. Dessen Befehl, im Irak einzumarschieren, habe den gesamten Nahen Osten destabilisiert, "und der größte Nutznießer war der Iran".

Beim Versuch, einen Gegenentwurf zu skizzieren, strickte der schrille Milliardär bisweilen bizarre Thesen zusammen: Die anderen nehmen uns aus, die Welt lacht über uns, ich aber werde dem Land Respekt verschaffen.

Zur Kasse bitten

Die Alliierten in Europa und Ostasien hätten sich stärker an den Verteidigungskosten zu beteiligen, wiederholte Trump eine Forderung, wie man sie seit Jahren auch aus dem Weißen Haus oder dem Pentagon hört – neu ist der drohende Unterton: Sollten die Bündnispartner ihren angemessenen Anteil nicht zahlen, müssten sie sich eben auf eigene Faust verteidigen.

Deutlich konzilianter klang, was er an die Adresse Putins sagte: Er glaube an die Möglichkeit, das Verhältnis zu Russland zu verbessern. Gesunder Menschenverstand diktiere, dass der jetzige Zyklus der Feindseligkeit enden müsse. "Manche sagen, Russland wird sich nicht vernünftig verhalten. Ich habe die Absicht, das herauszufinden." (Frank Herrmann aus Washington, 29.4.2016)