Belgrad/Den Haag – Die Kläger des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) haben laut Belgrader Medienberichten nun gegen den Freispruch für den serbischen Ultranationalisten Vojislav Šešelj berufen. Verlangt wird entweder eine Abänderung des Urteils oder ein neuer Prozess.

Šešelj hatte sich wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der nordserbischen Provinz Vojvodina vor dem Uno-Tribunal zu verteidigen. Das Haager Gericht hatte ihn am 31. März von allen Vorwürfen freigesprochen.

Sprung ins Parlament

Die Anklage ist der Ansicht, dass der Tribunalssenat in erster Instanz ein falsches Urteil gefällt habe und die Argumente und Beweise der Anklage nicht berücksichtigt habe. Nach Meinung der Anklage sei Šešelj an dem gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben beteiligt gewesen, das auf die Errichtung eines Groß-Serbien und die Vertreibung aller Nicht-Serben abgezielt und auch andere Verbrechen und Gesetzesverletzungen während des Krieges angespornt habe.

Bei den in Serbien kürzlich abgehaltenen Parlamentswahlen ist dem Ultranationalisten der Sprung ins Parlament gelungen. Somit konnte sich seine Partei als dritte Parlamentskraft hinter der regierenden Serbischen Fortschrittspartei und den Sozialisten bestätigen. (APA, 3.5.2016)