Foto: Lisi Specht

Der Wiener Fotograf und Künstler Suchart Wannaset ist begeisterter Flohmarktbesucher. In seiner Wiener Altbauwohnung hat sich allerhand angesammelt im Lauf der Zeit, die Trennung fällt ihm bei jedem Stück schwer.

"Ich liebe diese Wohnung, weil ich so viel Herzblut hineingesteckt habe. Über die Jahre hat sich sehr viel angesammelt. Vieles ist von meiner österreichischen Oma, manches von meinen Eltern, das meiste aber von verschiedenen Flohmärkten. Auf Flohmärkte zu gehen ist mein Hobby. Samstags erreicht man mich meistens nicht, weil ich da fast immer auf dem Naschmarkt-Flohmarkt unterwegs bin.

Samstagnachmittag trifft man Suchart Wannaset meist auf dem Naschmarkt-Flohmarkt an. Wer die Menschen auf seinen Bildern sind, weiß er in den meisten Fällen nicht.
Foto: Lisi Specht

Die meisten Menschen auf den Bildern in meiner Wohnung kenne ich nicht, denn das sind fast alles alte Fotografien vom Flohmarkt. Ich versuche aber immer herauszufinden, wer das ist – das ist auch Teil meiner künstlerischen Arbeit. Auf meinem Hausaltar stehen Fotos meiner österreichischen und meiner thailändischen Oma und die Asche meiner thailändischen Oma in einer kleinen Urne. Manchmal lege ich Blumen auf den Altar, und einmal im Jahr mache ich eine Opfergabenzeremonie, typisch thailändisch, mit Essensgaben und Räucherstäbchen. Im asiatischen Brauchtum ist es üblich, mindestens einmal im Jahr Essen hinzustellen und der Toten zu gedenken.

Foto: Lisi Specht

Die Lieblingsstücke in meiner Wohnung sind die Schneiderpuppe meiner Oma – sie war gelernte Schneiderin – und die Eislaufschuhe meines Vaters; der war früher professioneller Eisschnellläufer. Ich selbst kann leider nicht sehr gut eislaufen.

Besonders gerne mag ich auch meine Bücher. Meine Regale biegen sich schon durch, weil es so viele sind. Etwa 90 Prozent davon habe ich auch gelesen.

Letzte Woche habe ich hier in der Wohnung mal wieder einen Flohmarkt gemacht, um einige meiner unzähligen Sachen loszuwerden. Trennen kann ich mich aber nur von kleinen Dingen.

Foto: Lisi Specht

Ich bin sehr begeistert von alten Möbeln, so würde ich meinen Einrichtungsstil beschreiben. Meine Biedermeiercouch ist von Willhaben und der Schrank vom Naschmarkt-Flohmarkt. Bei Ikea war ich zwar auch schon mal, aber nur zum Köttbullar-Essen. Die meisten anderen Möbel habe ich irgendwo gefunden. In Innenhöfen oder auf der Straße lassen die Leute einfach ihre Möbel stehen. Wenn ich das sehe, kann ich nicht anders und nehme sie einfach mit. Auch auf dem Naschmarkt-Flohmarkt lassen die Verkäufer nach 17 Uhr ganz viele Dinge einfach liegen. Da sind oft sehr schöne Stücke dabei. Die Sachen richte ich dann noch her, male sie an oder verschönere sie irgendwie.

Als ich bei der Besichtigung das erste Mal in der Wohnung war, habe ich mich gleich in sie verliebt, aber nicht wegen der Aufteilung, sondern wegen der schönen Tapeten aus den 1970er-Jahren.

Foto: Lisi Specht

Neben alten Möbeln und den Flohmarktgegenständen sammle ich auch alte Tonbänder und Kleidung. Alles, was ich heute trage, ist vom Flohmarkt. Außerdem gibt es dort auch ganz viele Raritäten wie beispielsweise diese Smokings aus den 1930er-Jahren, von denen einige in meinem Schrank hängen. Die meisten werde ich nie anziehen. Nur den weißen Smoking aus den 1920er-Jahren trage ich mal zu einer meiner Vernissagen, das habe ich mir fest vorgenommen. Das wertvollste Kleidungsstück, das ich besitze, ist ein Herrenmantel aus dem Jahr 1895. Daneben hängen auch noch ein paar Kleidungsstücke von meiner österreichischen Oma, die ich nicht wegschmeißen möchte. Ich selbst trage meist Knickerbockerhosen, davon habe ich Dutzende irgendwo in meinem Schrank verstaut.

Obwohl ich gerne hier lebe, würde ich manchmal gerne größer wohnen, dann wäre auch mehr Platz für meine ganzen Sachen. In einem Haus am Meer oder in den Bergen wäre ich nicht gut aufgehoben, ich brauche die Stadt. Es wäre allerdings perfekt, wenn diese Wohnung in New York liegen würde. Dort möchte ich gerne leben." (9.5.2016)