Die Google I/O 2016 findet erstmals im Shoreline Amphitheatre statt – direkt neben dem Googleplex in Mountain View. Und auch heuer wird dabei Android wieder eine wichtige Rolle spielen.

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Es ist der wichtigste Termin im Google-Kalender: Mit der einleitenden Keynote hat CEO Sundar Pichai am Mittwochabend die Google I/O 2016 eröffnet. Erstmals findet die dreitägige Entwicklerkonferenz direkt neben der Google-Zentrale in Mountain View statt. Doch auch wenn sich der räumliche Rahmen geändert haben mag, hat man doch eine Tradition beibehalten: Auch heuer wurde die rund zweistündige Keynote mit zahlreichen Neuankündigungen gespickt.

Zahlen

Doch zunächst einige Zahlen: 7.000 Entwickler sind dieses Jahr anwesend und damit etwas mehr als in den vergangenen Jahren. Die meisten Zuseher des Livestreams sollen übrigens aus China gekommen sein – etwa eine Million, wie Pichai betonte.

Google-CEO Sundar Pichai führte durch die Keynote.
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Google Assistant

Ob Facebook, Telegram oder Microsoft: Alle sind davon überzeugt, dass intelligente Bots die Zukunft von Messengern sind. Google stellte dazu den Google Assistant vor. Durch die eigene Stärke im Bereich Maschinenlernen, aber auch über die vielen Daten, die Google über seine Dienste erhält, hofft das Unternehmen hier einen signifikanten Vorsprung zu haben, um einen besseren Service anbieten zu können.

Google Home

Eigentlich wäre Google gerade zu prädestiniert gewesen, als Erster einen dezidierten virtuellen Assistenten für das vernetzte Zuhause vorzustellen. Schlussendlich hat man diese Vorreiterrolle aber Amazon mit dessen Echo überlassen, nun tritt das Unternehmen die Nachfolge an. Unter dem Namen Google Home wurde auf der I/O der im Vorfeld schon erwartete virtuelle Assistent vorgestellt – der natürlich auf Google Assistant aufsetzt.

Google Home
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Wie bei der Amazon-Lösung handelt es sich um einen vernetzten Lautsprecher und damit im Kern um so etwas wie eine Erweiterung des Chromecast. Die Nutzer sollen die Möglichkeit haben, "Home" etwa mitzuteilen, dass ein Lied oder ein Video auf einem bestimmten Gerät im Haushalt wiedergegeben werden soll, wie Google einen Anwendungsfall nennt.

Wissen

Gleichzeitig soll Google Home aber auch zur Zentrale des Smart Home werden, um andere Geräte zu steuern, also von der Lichtsteuerung bis zur Regelung von Nest-Thermostaten. Und natürlich können auch die gewohnten Wissensfragen gestellt werden. Google verspricht hierbei deutlich bessere Ergebnisse als andere Anbieter. Nicht zuletzt soll das Gerät aber auch ein echter Assistent sein, um etwa die Nutzer an anstehende Reisen zu erinnern, und alle dazu passenden Informationen zu liefern.

Öffnen

Wie von Google gewohnt, will man Google Home für die Entwickler-Community öffnen, damit diese den Assistenten um eigene Funktionalität erweitern können. Dazu – aber auch zur allgemeinen Verfügbarkeit von Google Home – soll es aber erst zu einem späteren, nicht näher definierten Zeitpunkt Informationen geben.

Allo

Wer glaubt, Google habe bereits genügend Messenger, sieht sich eines Besseren belehrt: Unter dem Namen Allo stellte das Unternehmen eine neue Lösung in diesem Bereich vor. Sie soll sich nicht zuletzt über die Integration des Google Assistant und somit smarte Interaktionen von der Konkurrenz absetzen.

Allo kann mit einer Smart-Reply-Funktion aufwarten, die sogar korrekt auf Bilder reagieren kann.
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Dabei übernimmt man etwa die Smart-Reply-Funktion von Inbox, den Usern werden also passende Antworten für Fragen in einer Diskussion vorgeschlagen. Zudem soll Allo über die Zeit dazulernen, und so immer bessere Vorschläge liefern. Smart Reply funktioniert auch mit Bildern, wie man mit dem Fotos eines Hundes auf der Bühne demonstrierte.

Reservierung

Zudem soll der Google Assistant auch Dinge erlauben, die man von anderen Bot-Lösungen kennt, also etwa Restaurant-Reservierungen direkt in Allo vorzunehmen. Auch hier betont Google, dass man das Bot-System für Drittentwickler öffnen will. Derzeit konzentriert man sich aber auf die Funktionalität, die der Wissensschatz von Google selbst mitbringt etwa in dem er einfach gefragt wird, wie das eigene Lieblings-Sport-Team gespielt hat, und ohne dessen Nennung die richtigen Ergebnisse liefert. Damit enden die Möglichkeiten aber nicht, Google zeigte auch vor, wie ein einfaches Wissensspiel mit Allo möglich ist.

Privatsphäre

Mit Allo will Google auch einen neuen Fokus auf Sicherheit und Privatsphäre legen. So hat der Messenger einen Incognito-Modus, in dem sämtliche Diskussionen Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Es ist also auch Google nicht möglich, den Inhalt von solchen Diskussionen mitzulesen.

Allo hat mit Duo einen integrierten Video-Chat.
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Duo

Allo kommt zudem mit einem integrierten Video-Chat-Client namens Duo. Dieser zeichnet sich unter anderem durch ein Feature aus, bei dem bei einem Anruf schon vor dem Abheben ein Live-Video des Gegenübers zu sehen ist.

Verfügbarkeit

Sowohl Allo als auch Duo sollen "diesen Sommer verfügbar sein. Interessierte Android-User können sich im Play Store schon mal für die Apps voranmelden – dies scheint aber vorerst nur in den USA zu funktionieren. Der bestehende Google-Messenger Hangouts wird damit übrigens nicht ersetzt, dieser soll also – zumindest fürs Erste – also ebenfalls erhalten bleiben.

WebRTC

Duo ist auf Basis von WebRTC entwickelt. Google betont, dass es sich vor allem über die Übertragungsqualität von anderen Lösungen absetzen soll – und auch in Umgebungen zuverlässig seine Dienste verrichten, in denen es nur ein schwache Internetverbindung gibt. Immerhin gehe es darum, solche Dienste für die gesamte Welt zu entwickeln, und nicht nur für jene Gegenden, in denen es eine sehr gute Internetanbindung gibt.

Android

Auch wenn Google die erste Preview von Android N bereits vor einigen Wochen vorgestellt hat, darf das Betriebssystem im Rahmen einer I/O-Keynote natürlich nicht fehlen. Dabei fordert Entwicklungschef Dave Burke die Community zur Teilnahme an der Klärung der für manche wohl wichtigsten Frage jeder neuen Release: Was der Codename für "N" werden soll, die User können ihre diesbezügliche Vorschläge auf einer neuen Webpage abliefern.

Android-Entwicklungschef Dave Burke
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Seamless Updates

Danach strich Burke noch einmal einige der Highlights von Android N heraus, etwa das App-Installationen um 75 Prozent schneller sind als in früheren Versionen. Burke widmete sich aber auch einem Thema, für das Android gerne einmal kritisiert wird: Updates. So gibt es ab Android N jetzt "Seamless Updates", dabei bedient man sich eines Konzepts von Chrome OS. Updates werden in einem zweiten Systemimage automatisch eingespielt, wenn sie verfügbar sind, und beim nächsten Reboot wird dann von selbst auf die neue Version gewechselt. An dem Umstand, dass die Verfügbarkeit von Updates von den jeweiligen Herstellern abhängt, ändert dies natürlich nichts.

Beta

Passend zur I/O soll es auch eine neue Testversion von Android N geben. Dabei handle es sich laut Burke erstmals um eine in Betaqualität, sie soll in Kürze für Nexus-Geräte und das Pixel C herunterladbar sein.

Virtual Reality

Mit Cardboard hat Google Millionen Nutzern einen ersten Zugang zu Virtual Reality verschafft, unter dem Namen Daydream will man nun auf diesem Erfolg aufbauen. Dabei handelt es sich um ein Set von Regeln, mit denen Smartphones für die VR-Nutzung optimiert werden. Diese werden unter dem Namen VR Mode mit der aktuellen Developer Preview ein fixer Bestandteil von Android N. Zudem gehören auch gewisse Hardwarebestandteile wie Sensoren und Mindestanforderungen an den Bildschirm zu Daydream. Google betont, dass sich mit Samsung, Huawei und Co. praktisch alle Größen der Android-Welt dieser Initiative angeschlossen haben.

Daydream kommt mit einem VR-Brillen Referenzdesign.
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Hardware

Parallel dazu hat Google ein Referenzdesign für ein VR-Headset sowie einen passenden Controller entwickelt. Letzterer soll sich vor allem durch einfache Nutzbarkeit von bisherigen Lösungen abheben. Und das Referenzdesign ist so gedacht, dass es die Hersteller jeweils rasch in VR-Brillen für die eigenen Smartphones verwandeln können.

Play Store für VR

Das wichtigste für Google ist aber wie so oft der Aufbau eines Softwareökosystems. Treu diesem Motto bringt das Unternehmen einen eigenen Play Store nur für Virtual-Reality-Apps. Parallel dazu hat man mit zahlreichen Spieleherstellern zusammengearbeitet, um Daydream zu unterstützen. Selbst greift man natürlich auf das breite Angebot an eigenen Services zurück, also sollen neue VR-Versionen für Google Play Movies, Google Maps, Youtube und Co. folgen.

Startzeitpunkt

Daydream soll im Herbst an den Start gehen, die Entwickler können aber mit dem neuesten Android N SDK schon jetzt mit der Anpassung ihrer Apps für Virtual Reality beginnen.

Android Wear

Mit Android Wear 2.0 gibt es dann auch noch ein Update für Googles Smartwatch-System – und zwar das bisher größte wie der Softwarehersteller betont. Ähnlich wie bei Apples Watch OS lassen sich künftig einzelne Bestandteile von den Usern gezielt austauschen. Zudem wurde die Messaging-Komponente überarbeitet, und kann nun ebenfalls mit Smart Reply aufwarten.

Android Wear 2.0.
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Unabhängigkeitserklärung

Die wichtigste Änderung ist aber an anderer Stell zu suchen: Android Wear unterstützt jetzt nämlich unabhängige Apps, die also keine Smartphone-Komponente benötigen. Davon sollen vor allem Smartwatches mit Mobilfunkanbindung profitieren, aber auch die Offline-Nützlichkeit solcher Gerät soll so gesteigert werden. Android Wear 2.0 soll im Herbst an bestehende Uhren mit Android Wear ausgeliefert werden. Allerdings gibt es ab sofort eine Developer Preview, mit der Besitzer von LGE Watch Urbane 2nd Edition und Huawei Watch die neue Release vorab testen können.

Instant Apps

Unter dem Namen Android Instant Apps hat Google noch eine Neuerung im Angebot, die bei den anwesenden Entwicklern für besondere Begeisterung sorgte. Ist es doch künftig möglich Android Apps ohne Installation zu testen, und zwar praktisch umgehend. Möglich wird dies dadurch, dass Apps in einzelne Bestandteile gesplittet werden, und für das Ausprobieren zunächst mal nur die wirklich benötigen Teile besorgt werden. Android Instant Apps soll mit allen Android-Versionen zurück bis "Jelly Bean" funktionieren.

Android Instant Apps laufen ohne Installation.
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Nicht ganz vergessen werden sollte, dass die I/O eigentlich eine Entwicklerkonferenz ist. Und als solche hatte man natürlich auch einige spezifisch für diese Zielgruppe interessante Ankündigungen parat. So gibt es nun eine erste Testversion von Android Studio 2.2, die einige wichtige Verbesserungen mit sich bringt. So gibt es einen neuen Layout Editor, mit dem User Interfaces mittels Drag and Drop zusammengestellt werden können. Dazu kommen zahlreiche Performance-Verbesserungen, ein neuer APK Analyzer sowie ein Firebase-Plugin. Passend dazu wurde eine vollkommen neu gestaltete Version von Firebase präsentiert.

Google Developers

(Andreas Proschofsky aus Mountain View, 18.5.2016)