Maniel Morón Ledro ist seit 1998 Präsident der Hafenbehörde von Algeciras.

Foto: Autoridad Portuaria de la Bahía de Algeciras

STANDARD: Was macht den Hafen von Algeciras zum führenden Umschlagplatz des Mittelmeerraums?

Manuel Morón Ledro: Unsere Führungsrolle fußt primär in der Diversifikation und in der Effizienz. Hier in Algeciras kanalisieren wir zum einen eine beträchtliche Menge der Importe und Exporte Europas. Zum anderen wird hier aufgrund der strategischen Lage an der Straße von Gibraltar und als einer der Knotenpunkte des Welthandels eine enorme Menge an Containern zwischengelagert und umgeladen. Wir schlagen knapp 4,5 Millionen TEU an Containern und 100 Millionen Tonnen Fracht, darunter Stückgut oder eben Rohöl und Treibstoffe jährlich um. Und nicht zu vergessen, aufgrund der Nähe zu Afrika, setzen auf Fähren neben mehreren hunderttausend LKW auch mehr als fünf Millionen Passagiere alljährlich von oder nach Nordafrika über. Das alles haben wir unseren Mitarbeitern, ihrer Professionalität und den im Hafen beheimateten Unternehmen zu verdanken.

STANDARD: Mit welcher Strategie treiben Sie das Wachstum voran?

Ledro: Die strategisch wichtige Lage alleine, mit der enormen, vor Stürmen und unruhiger See geschützten Bucht alleine reicht nicht aus, um im Wettbewerb um die Führungsrolle zu bestehen. Es gilt auf Innovation zu setzen, detailliert zu planen, um nahen und zukünftigen Herausforderungen adäquate Antworten bieten zu können. Dabei gilt es auch, die Marktsituation stets zu analysieren. Produktivität ist dabei Trumpf. Etwas, was uns auch das US-amerikanische Journal of Commerce unlängst bescheinigte. Demnach sind wir der produktivste Hafen des Mittelmeerraums. Lang- und mittelfristige Planungen haben wir auch im Strategiepapier 2020 festgehalten.

STANDARD: Welche Wichtigkeit hat hier der Ausbau der Phase 2 der Isla Verde Exterior, der heuer vergeben wird?

Ledro: Die aktuellen Container-Terminals am Hafen sind der Kapazitätsgrenze bereits sehr nahe. Flächenmäßig ist kein Ausbau möglich, einzig in punkto Produktivität lassen sich noch Steigerungen erzielen. Die Phase 2 der Isla Verde bietet eine neue Möglichkeit, auf einer Fläche von 37 Hektar und einer Hafenmolen-Länge von 790 Metern eine Geschäftsidee an der Straße von Gibraltar in die Tat umzusetzen. Der Wettbewerb um die Vergabe geht nun in die entscheidende Phase.

STANDARD: Wo sehen Sie noch Wachstumsmöglichkeiten in der Zukunft?

Ledro: Essenziell ist der Ausbau des Mittelmeer-Bahnkorridors von Algeciras nach Madrid. Es ist die einzige spanische Zugtrasse, die im Transeuropäischen Transportnetz doppelte Priorität eingeräumt bekommen hat. Spaniens Regierung muss hier investieren. Es ist höchste Zeit. Ist der Eisenbahnanschluss erstmal optimiert, könnte der Hafen von Algeciras zu einem regelrechten Wachstumssprung ansetzen. Indem wir uns nicht mehr Großteils auf den Waren- und Containerumschlag konzentrieren, sondern auch dank gesteigerter Wettbewerbsfähigkeit mehr auf das profitable Import-Export-Geschäft setzen könnten. (Jan Marot, 17.5.2016)