Wien – "Es gibt ein Glück", so steht es groß unter zwei Herzen auf dem transparenten Vorhang der Lohengrin-Inszenierung von Andreas Homoki geschrieben. Die zwei Jahre alte Arbeit von Dominique Meyers Zürcher Amtskollegen ist allerdings nur eingeschränkt beglückend: Abgesehen von einer präzisen Personenführung hat sich Homoki da nicht viel angetan und Wagners Werk aller unterschiedlichen Schauplätze und jedes Bühnenzaubers beraubt.

In einer fensterlosen Gaststube ereignet sich ein Trachtenfest mit Dirndl- und Lederhosenoverkill. That's it. Mehr als beglückend ist es allerdings, wenn ein Einspringer von Format eines Klaus Florian Vogt die Titelpartie (für den erkrankten Burkhard Fritz) übernimmt.

Klasse für sich

Im überschaubaren Kreis der deutschen Heldentenöre ist der 46-Jährige eine Klasse für sich. Wenn man ihn singen hört, glaubt man wieder an das Gute. Sein heller Tenor transportiert heilsame Reinheit und noble Kraft wie kein Zweiter. Sein Forte ist von stählerner Stärke, sein Piano ist so zart, weich, wärmend und licht wie ein Sonnenstrahl. Der Beginn der Gralserzählung war ein Traum. Nie wurde das Wort "Taube" schöner gesungen als von Vogt am Dienstagabend in der Staatsoper. Nur den längsten Atem hat er nicht.

Gesangstechnisch makellos auch Camilla Nylunds Elsa von Brabant, allerdings mangelte es ihrem Sopran für diese Partie etwas an Größe, Körper und Glanz. Er blieb zu klein, eng und harmlos – aber vielleicht passte das ja auch zum Auftreten einer verhuschten Dienstmagd, als die Homoki die Herzogstochter hier gezeichnet hat.

Lustvoll listenreich und hexenhaft böse die Ortrud von Michaela Schuster, stark und prägnant der Mezzo der Heroine. Ihre schneidenden Höhen machten etwas Angst, aber die Deutsche sang insgesamt am differenziertesten. Intensiv und doch etwas gleichförmig rund der Telramund des (als erkältet angesagten) Thomas Johannes Mayer (Hausdebüt), mächtig Kwangchul Youns Heinrich der Vogler, wenn auch bei seiner Tiefe und seinem Deutsch noch Optimierungspotenzial bestand. Adam Plachetka gab einen nobel-entspannten Heerrufer.

Emotionales Panorama

Der Staatsopernchor? Bot ein emotionales Panorama von wonniglicher Weichheit bis hin zu kerniger Vitalität: optimal. Das Staatsopernorchester klang beim A-Dur-Vorspiel wie eine quietschende Türangel, steigerte sich aber unter dem braven Dirigat von Graeme Jenkins, der die Aufführungsserie anstelle des erkrankten Jaap van Zweden leitet, zu satter Wucht. Begeisterung. (Stefan Ender, 11.5.2016)