Es muss krachen, wenn die Künstlerin Barbis Ruder sich ins Babeland aufmacht.


Foto: Suchart Wannaset

Wien – Wundern sollte man sich über den Aufstieg der Performancekunst während der vergangenen Jahre nicht. Aber die Frage, was diesen Rush ausgelöst haben könnte, wartet immer noch auf schlüssige Antworten. Solche liefert die Wiener Künstlerin Barbis Ruder jetzt mit ihrer neuen Arbeit Barbis in Babeland im Wuk – auch nicht. Absichtlich natürlich.

Stattdessen stellt sie in den Raum, was Fakt ist: Der Starrummel hat die Performancekunst erreicht, an der die Popkultur gerade mit gierigen Rüsseln saugt. Das verspricht noch sehr, sehr heiter zu werden. Ruder selbst ist noch keine Abramovic, aber unter den Jungen in der Wiener Szene eine anerkannte Größe. Mit ihrem "Performical" testet sie, "was da noch originell sein kann, und wer von wem kopiert".

Wer sich in der Performance auf eine knallige Ästhetik eingelassen hat, muss den Battle – à la B-Boys und -Girls – der Referenzen ausfechten. Und wer dabei "gewinnen" will, braucht den lautesten Applaus. Das ist Pop, das sind Public Relations. Also muss es im Babeland ordentlich krachen.

Als Antipoden dazu treten Andrea Maurer und Frans Poelstra auf. Ruder kommt aus der bildenden Kunst und nutzt choreografische Methoden. Maurer wie Poelstra hingegen entwickeln ihre Performances aus Ressourcen der zeitgenössischen Choreografie: In The Scattered Series – Sure I Am Not, zu sehen im Tanzquartier Wien, tanzt die Sprache, springen die Buchstaben, stolpern die Wörter.

Während Barbis Ruder das unendliche Spektakel der Gegenwart ausschlachtet und so ironisiert, liefert sich Andrea Maurer mit Frans Poelstra in der "Bedeutungsapokalypse unserer Begriffswelt" eine Schlacht der Gesten und Worthülsen. Auch hier: Ironie als Ausdruck einer Fassungslosigkeit über die werbliche Entleerung der verbalen Kommunikation. Als Performance ist diese Fassungslosigkeit ein Witz – von der Art, die uns das Lachen im Halse steckenbleiben lassen kann. (Helmut Ploebst, 12.5.2016)