Ein Frühstückstisch in Pinkafeld, eine Radiomoderatorin und ein Klavier, das im Hintergrund spielt: anlässlich der Ö3-Radiosendung "Frühstück bei mir" mit Claudia Stöckl mit dem FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer produzierte und veröffentlichte die FPÖ auf der Facebookseite Hofers dazu ein eigenes Werbevideo. Mittlerweile wurde der Beitrag auf der Facebookseite des FPÖ-Politikers jedoch kommentarlos gelöscht.

Der Grund dafür könnte der Auftritt der ORF-Moderatorin gewesen sein, die FPÖ-TV ein Interview für das Wahlkampfvideo gab. "Es war doch überraschend locker. Ich habe mir gedacht, in den letzten Zügen des Wahlkampfes wird es doch viel angespannter sein und ich hab' auch alles fragen dürfen", sagte darin Claudia Stöckl im Garten von Norbert Hofer im burgenländischen Pinkafeld. "Was mich besonders gefreut hat – ich hatte zwar keinen Lügendetektor – er hat zum Schluss gesagt, er hat ganz sicher kein einziges Mal gelogen. Und wir werden sehen wie das die Hörer auffassen", sagte die Ö3-Moderatorin ins weiß-blaue FPÖ-TV-Mikro.

ORF-Moderatorin Claudia Stöckl im Interview mit FPÖ-TV.
Screenshot: FPÖ-TV

Nachdem das Video zunächst auch auf der Facebookseite von FP-Chef Heinz-Christian Strache geteilt wurde, ist es von dort ebenfalls verschwunden. Dem STANDARD liegt eine Kopie des Videos vor.

Die Veröffentlichung des Videos durch die FPÖ fällt in die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfes, der nächsten Sonntag endet. Das Interview der ORF-Mitarbeiterin kam der FPÖ dabei vermutlich gelegen, dem ORF wohl nicht. Im Verhaltenskodex für journalistisch tätige ORF-Mitarbeiter heißt es unter dem Punkt "Unabhängigkeit von (partei)politischen Interessen":

Unvereinbar mit der Unabhängigkeit sind:

– Ausübung politischer Funktion oder Kandidatur dafür.

– Aktives Wahlengagement. Als solches wären u.a. aufzufassen: Mitwirkung an Veranstaltungen wahlwerbender Parteien und nahestehender Organisationen oder Mitwirkung an Wahlwerbung aller Art.

Der ORF war am Sonntag für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen. (red, 15.5.2016)