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Die Clownmethode nennt Autor Michael Stuhlmiller eine "Lebensschule". Wie ein Clown lerne man dabei, Nachteile in Vorteile zu verwandeln und mehr Selbstvertrauen zu erwerben. Eine Lektion: "Für unser Selbstvertrauen müssen wir auch lernen, Applaus entgegen zu nehmen."

Foto: Reuters/JOSE CABEZAS

Wie es gelingen kann, "wahres" Selbstbewusstsein zu erwerben, soll man mit der Clownmethode lernen können. "Für die meisten Menschen sind Probleme eine Aufforderung, dagegen anzukämpfen. Das würde ein Clown niemals tun", schreibt Michael Stuhlmiller. Mit seinem Buch will er, der vor über 20 Jahren die Clownschule Mainz gründete, dazu einladen, "mit der Methode des Clowns neuen Lebensmut zu gewinnen, Alltagsprobleme, Konflikte frisch und fröhlich anzugehen" – und die Kunst des spielerischen Scheiterns zu erlernen. Das bedeute allerdings "nicht nur lustig auf die Nase zu fallen, sondern auch wieder aufstehen und neue Perspektiven finden."

Denn Situationen, in denen nicht alles gut läuft, würde einen viel eher weiterbringen. "Künstlerisch sind Krisen der spannendste Moment – da entwickelt sich viel Neues."

Life on stage

Wie ein Künstler würden auch Berufstätgige permanent auf verschiedenen Bühnen stehen. "Das, was sie erleben, sind oft Lampenfieber und Angst. Zum Beispiel im Meeting: dort neue kreative Vorschläge zu bringen, falle oft nicht leicht. Wichtig sei zunächst, sich vom Leistungsgedanken zu verabschieden. Davon wegkommen, immer der Beste sein zu müssen, sei wichtig. "Weil daran scheitert jeder."

Wie kann man nun lernen, sich nicht ständig unter Druck zu setzen? Auch hier würden Clowns ein Vorbild bieten. "Wenn sie auf einen Sessel zugehen, überlegen sie sich dann erst, was sie damit machen." Ebenso gehe es auch im Beruflichen nicht darum, sofort eine Idee zu haben. "Wir müssen nicht sofort alles wissen. Sondern nur wissen, wie man sich eine Situation schafft, in der wir einen Einfall haben können." Begeistert sein, das könne man nur, wenn man sich sicher fühle und locker. Um das herzustellen, gäbe es verschiedene Techniken.

Atemübungen gegen Angst

Wichtig sei zunächst einmal, eine gewisse körperliche Basis, sich zu "stabilisieren", wie es Stuhlmiller nennt. Das könne beispielsweise durch Atmen gelingen. "Atem zu holen, ist eine unserer besten Möglichkeiten, wenn es darum geht, Selbstvertrauen herzustellen und zu verstärken. Jeder Schauspieler kennt den Moment, wenn er hinter dem Vorhang steht und den ersten Schritt auf die Bühne macht. Ohne tiefes Einatmen geht das nicht – denn wie kann er sein Publikum begeistern, wenn er nicht ganz bei sich ist?" In seinem Buch stellt Stuhlmiller verschiedene Atemtechniken vor.

Mit viel Übung werde der Körper stark, man bekomme ein Gefühl für sich selbst, entwickle Selbstvertrauen. "Erst dann kann man wirklich etwas bewegen, ohne Zwang. Erst dann kann ich mich auf die 'Bühne' stellen. Der Impuls kommt dann aus Lust und nicht aus Zwang."

Mit Problemen "spielen"

Die meisten Probleme seien in Wahrheit Konflikte, die mit dem eigentlichen Problem gar nicht mehr viel zu tun haben, schreibt Stuhlmiller. Sich beispielsweise nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen. "Das ist in vielen Kommunikationssituationen der Fall. In einem Meeting keine Fragen zu stellen, hat oft auch nichts mit der Sache an sich zu tun, sondern mit der Angst vor negativem Feedback etwa." Aus diesen Konflikten gelte es, die Angst und den Druck heraus zu nehmen, sagt Stuhlmiller. Dann könnten sie durchaus gute Gelegenheiten für neues Selbstvertrauen, für neue Perspektiven bieten.

Beispiel: Der Seminarraum ist ausgebucht. "Das ist ein Problem, das den gewohnten Tagesablauf blockiert." Man könne daran verzweifeln – oder eben eine ganz neue Variante ausprobieren. Denn dieses andere, das daraus entstehen könne, sei oft viel inspirierender. Neue Räume könnten gefunden werden, "die möglicherweise viel besser sind", sagt Stuhlmiller.

Dafür notwendig sein, "sich von der Idee zu verabschieden, es muss auf die eine oder andere Art laufen", sagt der Trainer. Spielerisch bringe er das seinen Auszubildenden bei, indem er sie einem Objekt Fragen stellen lässt. Beispiel Büro: Bei einem neuen Projekt sofort auf die Fakten zu achten und die Lösung zu suchen, sei falsch – besser: Einmal zu fühlen, welche Gefühle man dazu hat, "welche Träume und Ideen". Dann komme die Lösung quasi von selbst und es entstehen Mut und die Motivation, etwas anzugehen. "Am Ende sind wir durch die Clownmethode in der Lage, das Kippen so einzusetzen, dass wir nicht hart auf die Nase fallen, sondern die Energie zum erneuten Aufrichten nutzen." (lib, 27.5.2016)