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Tsdiras: "Unsere Kooperation ist von strategischer Bedeutung für Griechenland".

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Die gegenseitigen Besuche häufen sich, aus deshalb, weil sie beiden Seiten in Verhandlungen mit Brüssel helfen. Im vergangenen Jahr besuchte Griechenlands Premier Alexis Tsipras St. Petersburg.

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Auf dem Berg Athos ist Alexis Tsipras dann doch lieber nicht dabei. Der erklärte Atheist und linkssozialistische Premier überlässt dem konservativen Präsidenten, den er ins Amt gehievt hatte, diese Aufgabe. Prokopis Pavlopoulos wird am Samstag Wladimir Putin begleiten, den Gast aus Russland, der das Panteleimon-Kloster auf Athos besuchen will. Das "Rossikon" war im 11. Jahrhundert von russischen Mönchen gegründet worden. Zuvor aber wird der russische Präsident in Athen seine Offerten unterbreiten. Es ist ein Signal an Brüssel und die Russland-Hardliner in der EU.

Seit der Annektierung der Krim und dem Beginn des Separatistenkriegs im Osten der Ukraine ist Wladimir Putin kaum noch in Europa zu sehen. Im Juni 2014 war er in Wien, was viele westliche Regierungen die Stirn runzeln ließ; im November vergangenen Jahres kam Putin zum Klimagipfel nach Paris und war isoliert. Freitagnachmittag landete er nun in Athen, bei einem der wirtschaftlich schwächsten EU-Mitglieder, das zermürbt und frustriert ist vom jahrelangen Druck seiner "Partner" in der Union.

Die Bauern hoffen

Minister und Manager hat Putin dabei, es geht um Erdgas, das eine oder andere Privatisierungsgeschäft in Griechenland und um Erleichterungen für Agrarexporte griechischer Bauern, die von russischen Gegensanktionen getroffen wurden und die noch weniger als die Landwirte in anderen EU-Ländern wissen, wie sie dazu gekommen sind.

Ähnlich wie Zypern in den ersten Tagen der Finanz- und Bankenkrise im Frühjahr 2013 hat auch die Regierung Tsipras in Griechenland bald nach ihrem Antritt Ende Jänner 2015 mit dem Kreml geliebäugelt. Putin könnte vielleicht einen Milliardenkredit zusammenstellen, schneller und mit weniger weitreichenden Auflagen verbunden als die Europäer, so war die vage Hoffnung. Doch Moskau ließ sich weder auf Zypern noch in Griechenland auf Rettungskredite ein.

Der damals neu ins Amt gekommene griechische Außenminister Nikos Kotzias bremste gleich die EU-Kollegen bei neuen Sanktionsbeschlüssen gegen Russland. Wladimir Putin sah, dass er im Südosten Europas plötzlich einen neuen Freund gewonnen hat.

Neue Gasvariante

Nach Athen bringt der russische Präsident nun vor allem die jüngste Variante im Exportgeschäft von Gazprom: Nach dem Aus von South Stream und dem vorläufigen Ende von Turkstream wegen der Spannungen mit der Türkei kommt jetzt der Interkonnektor ins Spiel, das Pipeline-Verbindungsstück zwischen der Türkei, Griechenland und Italien, das zum Teil schon besteht.

Das ITGI-Projekt rivalisiert mit der Transadriatischen Pipeline, die gerade in Griechenland gebaut wird und die eben Gazprom verhindern soll. Für das stets vom Bankrott bedrohte Griechenland ist das eine ungewohnt vielversprechende Lage. Athen entdeckt einen gewissen politischen Manövrierraum zwischen der EU und Russland.

Tsipras und Putin wollen eine gemeinsame Erklärung zu den Beziehungen ihrer beiden Länder unterzeichnen. Möglicherweise wird auch das Interesse russischer Investoren an der griechischen Staatsbahn, am Hafen von Thessaloniki und an dem öffentlichen Strom- und Gasvertreiber konkreter. Für die linksgeführte griechische Regierung ist Putins Reise jedenfalls der wichtigste politische Besuch seit dem Amtsantritt vor mehr als einem Jahr. (Markus Bernath aus Athen, 27.5.2016)