Bis Mittwoch, 1. Juni, müssen die Schulen die Ergebnisse der schriftlichen Reifeprüfung von Anfang Mai an das Bildungsministerium liefern.

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Wien – Von denen, die heuer ranmussten, empfanden knapp drei Viertel die Mathematik-Zentralmatura eher schwer oder sehr schwer. Mehr als ein Drittel der rund 7300 von der Bundesschülervertretung befragten Maturantinnen und Maturanten glauben, dass sie schriftlich in Mathe einen Fünfer fabriziert haben. Die Aufregung war groß, da "nur 20 Prozent der Teilnehmenden laut eigenen Angaben durchschnittlich ein Genügend bzw. Nicht genügend in Mathematik in den Zeugnissen hatten", berichtete Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda.

Erklären können sich die Schülervertreter die vielen negativen Rückmeldungen "nur durch den berichteten Unterschied zwischen Prüfungs- und Übungsformat. Die Formate, auf die jahrelang hintrainiert wurde, dürfen bei der Matura nicht anders sein."

Gleich schwierig oder Zinnober

AHS-Lehrergewerkschaftschef Eckehard Quin will die Ergebnisse der schriftlichen Reifeprüfung abwarten, geht aber davon aus, "dass weder Ministerium noch Bifie, das die Zentralmatura abwickelt, irgendein Interesse daran gehabt haben, einen anderen Schwierigkeitsgrad anzugeben als 2015", sagte Quin zum STANDARD.

Davon ausgehend würde sich aber, sollten tatsächlich auffällig mehr negative Ergebnisse bei den Maturaklausuren als 2015 herauskommen, doch beträchtlicher Klärungsbedarf ergeben: "Dann muss man sich dringend das aufwendige Auswahlverfahren der Beispiele durch das Bifie, in das dafür viel Geld fließt, anschauen. Dann hat es vielleicht etwas mit der Methodik", sagt Quin. "Wenn trotzdem so unterschiedliche Ergebnisse herauskommen, kann ich mir den Zinnober sparen und das Geld den Schulen etwa für Förderkurse zur Verfügung stellen."

"Ministerieller Schweigekurs"

Für Unmut sorgt auch ein Erlass noch von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), wonach Schulen und Schulbehörden zu Stillschweigen über die Ergebnisse der Zentralmatura verpflichtet sind. Diese "Geheimniskrämerei" sei "völlig unverständlich", kritisierte der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern hätten "ein Recht darauf, Ergebnisse zu erfahren, sobald diese vorliegen", auch die Öffentlichkeit habe ein "Recht auf Information". Er hoffe auf ein "Ende des ministeriellen Schweigekurses".

Enzenhofer stört auch, dass den Maturakandidaten "wertvolle Vorbereitungszeit verlorengehe", wenn diese nicht sofort erfahren, "ob sie sich auf eine Kompensationsprüfung vorbereiten müssen oder erst einige Wochen später".

Ministerium will valide Daten

Im Bildungsministerium unter der neuen Ressortchefin Sonja Hammerschmid (SPÖ) wurde der Vorwurf der "Geheimniskrämerei" im STANDARD-Gespräch am Sonntag zurückgewiesen: "Wir wollen nichts geheim halten, sondern sicherstellen, dass valide Daten über die Zentralmatura veröffentlicht werden, über die man dann diskutieren kann. Vorrangiges Ziel ist, dass die Leute in Ruhe arbeiten und die Matura, dazu gehören auch die Kompensationsprüfungen, ablegen können."

Statistik Austria kontrolliert

Die betroffenen Maturantinnen und Maturanten würden natürlich wie immer sofort erfahren, ob eine Kompensationsprüfung nötig sei. Davon zu unterscheiden sei die Information der Öffentlichkeit im Sinne einer auch vom Ministerium angestrebten Transparenz. Die Ergebnisse aller Schulen werden "zentral gesammelt, kontrolliert und auch erstmals extern von der Statistik Austria geprüft". (Lisa Nimmervoll, 30.5.2016)