Die sichtbaren Maßnahmen, mit denen man in der EU gegen das Rauchen vorgeht, zeichnen sich durch zunehmende Drastik aus. Fotos angesengter Zahnreihen und am Tropf hängender Babys, deren Mütter vom Glimmstängel nicht lassen konnten, Röntgenbilder verkrebster Lungenflügel und Kehlköpfe sollen das Kauferlebnis tunlichst zu einer Abschreckungserfahrung machen.

Klar jedoch ist: Verkauft wird weiterhin – vorerst, könnte man fast meinen. Denn Experten vergleichen die Schäden durch den blauen Dunst inzwischen bereits mit den Verheerungen durch die Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts. Nimmt man derlei beim Wort: Welchen Grund gäbe es, eine derart gefährliche, ja tödliche Gewohnheit wie das Rauchen auf die Dauer nicht mittels einer generellen Prohibition zu verbieten?

Nun wird es zu einem solchen Totalverbot wohl bis auf weiteres nirgendwo kommen – nicht zuletzt, weil es laut der in unseren Gesellschaften vorherrschenden liberalen Sichtweise immer noch die Entscheidung eines jeden Einzelnen ist, womit er sich das Leben versüßt, auch wenn es sich dadurch verkürzt. Wobei genau dies auf die Doppelbödigkeit der Verteufelung des Rauchens hinweist: In einer auf Konsum basierenden Welt, in der einem an jeder Ecke, von der Zuckerlimonade bis zum Burger, aufdringliche Werbung für gesundheitlich höchst fragwürdige Produkte entgegenspringt, ist derlei im Grunde heuchlerisch. (Irene Brickner, 30.5.2016)