Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard
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Klar, daran könnte man denken, wenn man zu einer Autolavaggio fährt – und sich hinter dem Kollegen mit dem Amerikaner anstellt und geduldig wartet in der sich ausbreitenden Hitze im knapp bemessenen Innenraum. Während zwei Meister ihres Faches Hand anlegen an Reifen und Felgen, Scheinwerfer, Spiegel und Scheiben, an Kärntner Kennzeichen mit Schwämmen, vollgesogen mit Seifen und zauberhaften Polituren. Bis sich endlich das Förderband anschickt, das Gefährt in die, nun ja, nasse Grotte zu steuern, wo Wasser aus allen Rohren schießt, wo es wäscht und wischt.

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Dann verlässt man schöngemacht das Autorefugium und folgt dem Amerikaner durchs tiefe Friaul zurück auf den Berg mit der alten Kirche. Die Ausfahrt im MX-5 war fast ein bisschen kurz, weshalb es alles andere als ein Unglück ist, dass der mit dem Amerikaner, mit dem Mustang, eben nur dessen Kosmetik bezahlt hat, der Japaner aber quasi als Zechpreller unterwegs war.

Basta bella Napoli

Also wieder runter zur Autolavaggio, acht Euro sind offen. Das Dach des in "Soul Rot Metallic" gehaltenen Prachtstücks auch ganz schnell – in vier Schritten und drei Sekunden nach hinten geklappt und eingerastet – einmal leise klicken, basta bella Napoli!

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Start/Stop-Knopf betätigt, ein angenehmes Rattern erklingt – erster, zweiter, dritter Gang händisch raufgeschaltet und ambitioniert durchgetreten, geht das Leichtgewicht (1015 Kilogramm leer) mit seinen 160 PS ab wie seinerzeit die Post. Das übersichtliche Cockpit, unter klugem Verzicht nur mit dem Notwendigsten bestückt, verleiht dem Roadster Klasse und einen Hauch von alter Anmut.

Dove Autolavaggio

Nach der langen Schleife in Corno di Rosazzo links bei der Bar vorbei, wo man seit Jahren erfolglos Lotto spielt, führt der Weg hin zur Autolavaggio. Das gut funktionierende Navi braucht da nicht arbeiten, der Ortsname war gar nicht erst gespeichert. Egal, dann eben Lautstärke rauf, das Soundsystem spielt alle Stückeln. Besonders bemerkenswert ist auch das Gegenteil von Größe und Höhe, das den Wagen fast auf Straßenniveau bringt – man grüßt die Drillingsreifen eines entgegenkommenden Lkws – und eben nicht den Fahrer. Randsteine huschen beinahe in Kopfhöhe vorbei.

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Rund dreiundzwanzigmal falsch Abbiegen verlängert den Genuss im Roadster, der Tank leert sich glücklicherweise nur langsam – 45 Liter haben Platz, bei unserem Durchschnittsverbrauch von 8,5 Liter käme man vom Friaul locker zu Espresso und Limoncello nach Florenz. Aber jetzt, dieses vorstehende Fabriksdach kommt irgendwie bekannt daher, leider, man ist wieder da. Einbiegen, einparken, raushüpfen – geht aber nicht. Der Ausstieg erfolgt semielegant auf allen vieren, man saß doch eher eingeklemmt – aber was will man da einem Sportwagen groß vorwerfen?

Platz für die Gazzetta

Apropos Platz: Hinter den Sitzen geht keine Wochenendausgabe der Gazzetta dello Sport mehr, in den Kofferraum schon, und dazu noch 130 Liter – Luft, leichtes Gepäck oder vielleicht süffiger Wein – was auch immer.

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Nach der Entschuldigung und der Begleichung der Rechnung geht es zurück Richtung Berg, unterbrochen nur vom erneut vergeblichen Lottospiel. Mitdenken ist eben nicht immer der Weisheit letzter Schluss, denn richtig gutes Kennenlernen muss manchmal einfach erfahren werden. (Armin Karner, 10.6.2016)

ZWEITE MEINUNG

Drei Sekunden manuell für Dach auf / Dach zu, das reicht wohl. Seit 1989 erfreut der Mazda MX-5 die Fans der versunkenen englischen Roadsterwelt, sie lebt in dieser Form weiter. Knackige Schaltung, einfache Instrumentierung, gute Sitzformen gekoppelt mit einem 160 PS starken Zweiliter-Sauger, der bei auch Bedarf die 200-km/h-Marke knackt. Und dank Sperre an der Hinterachse lässt sich der 3,9 m lange, nur um die 1000 kg schwere Hinterradler toll um die Kurven werfen. (Peter Urbanek)