Der rote Regenschirm ist das Symbol des weltweiten "Sex Worker Movement". Hier bei einer Demonstration von SexarbeiterInnen in Berlin.

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Mit dem Internationalen Hurentag am 2. Juni weisen SexarbeiterInnen auf die rechtlichen Missstände und die prekäre Arbeitssituation hin. Wie in den Jahren zuvor wird dieser mit öffentlichen Aktionen, Konzerten und Diskussionen begangen. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern Beratungsstellen für (migrantische) SexarbeiterInnen und Selbsthilfeorganisationen ein Ende der Doppelmoral und der Diskriminierung von SexarbeiterInnen sowie ein kritisches Hinterfragen aktueller Debatten über Prostitution.

Gleichstellung für SexarbeiterInnen

"Sexarbeit soll endlich anderen Erwerbstätigkeiten gleichgestellt werden. Auf politischer Ebene muss die Thematik ohne moralische Vorbehalte verhandelt werden, um SexdienstleisterInnen den lange überfälligen rechtlichen Schutz zu garantieren", heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Beratungsstellen Lefö (Wien), Pia (Salzburg), Maiz (Linz) und SXA-Info (Graz), des Projekts Ibus (Innsbruck) und der Plattform Sexworker. Und: "SexarbeiterInnen müssen in diese Diskussionen einbezogen werden, denn sie sind die ExpertInnen."

Ebenso kritisieren sie, dass Sexarbeit in medialen und politischen Debatten vorwiegend mit Frauenhandel und Zuhälterei in Verbindung gebracht werde. Diese Vermischung der Debatten über Sexarbeit und Menschen- beziehungsweise Frauenhandel verzerre jedoch die Verhältnisse und mache SexarbeiterInnen per se zu Opfern.

"Wir alle sind gefragt, wenn es um Menschenrechte geht, auch um die Rechte von Sexarbeiterinnen", sagt Faika El-Nagashi, Menschenrechtssprecherin der Wiener Grünen. Neben den Grünen Frauen Wien werden die Veranstaltungen auch von VertreterInnen von Lust.werk.statt, Amnesty International, den KPÖ-Frauen und der Österreichischen HochschülerInnenschaft unterstützt.

"Sittenwidrigkeit" fiel erst 2012

In Wien sind derzeit etwa 3.700 Personen behördlich als SexarbeiterInnen registriert, die meisten von ihnen Frauen. Sie gelten als selbstständig Erwerbstätige, sind als solche steuerpflichtig und zu einer wöchentlichen Gesundheitsuntersuchung verpflichtet. "Was es braucht, sind Rahmenbedingungen, um sicher, selbstbestimmt und selbstständig arbeiten zu können. SexarbeiterInnen haben das Recht, nicht diskriminiert zu werden. Das bezieht sich auch auf die gesellschaftliche Doppelmoral, die SexarbeiterInnen stigmatisiert und verurteilt", sagt El-Nagashi.

Erst 2012 fiel die "Sittenwidrigkeit" der Sexarbeit. Bis dahin galten Übereinkünfte zwischen SexarbeiterInnen und ihren Kunden als sittenwidrig und waren somit nicht rechtswirksam. In Wien arbeiten SexarbeiterInnen vorwiegend in Prostitutionslokalen wie Studios, Laufhäusern und Bars. Etwa 300 Betriebe sind in Wien als Prostitutionslokale genehmigt.

Geschichte des Internationalen Hurentags

Der weltweite Aktionstag der SexarbeiterInnenbewegung geht auf einen Protest in den 1970er-Jahren zurück: Am 2. Juni 1975 gingen Sexarbeiterinnen in Frankreich in Streik und bezeichneten in diesem Zusammenhang den Staat als den "größten Zuhälter". 150 Frauen besetzten zehn Tage lang die Kirche Saint-Nizier in Lyon und schufen damit eine internationale Öffentlichkeit für ihre Situation und ihre Forderungen. (red, 2.6.2016)