Trainer Christian Benbennek kannte Ried "schon ein wenig".

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Ried im Innkreis – Bei der SV Ried weht ab sofort ein neuer Wind. Alles auf den Kopf stellen will Neo-Trainer Christian Benbennek beim Tabellensiebenten der abgelaufenen Fußball-Bundesliga-Saison aber nicht. "Ich habe nicht vor, alles umzukrempeln. Ich möchte, dass sich die Mannschaft in ihrem System wohlfühlt, aber auch das beste herausholt", sagte der 43-jährige Deutsche bei seiner Präsentation am Donnerstag.

Benbennek tritt bei den Innviertlern die Nachfolge von Paul Gludovatz an. Nach der Absage von Wunschkandidat Marc Kienle war er aber nur die zweite Wahl. "Man ist immer überrascht, wenn auf dem Telefon eine unbekannte Nummer auftaucht, noch dazu mit der Vorwahl 0043. Der Anruf war eine große Freude für mich", sagte Rieds Coach im VIP-Club der Keine-Sorgen-Arena.

Das erste persönliche Gespräch mit dem Gludovatz-Nachfolger habe laut Ried-Manager Stefan Reiter "acht Stunden" gedauert. "Darin ist es um die Vereinsphilosophie gegangen. Ich musste das Gefühl bekommen, dass der Trainer das auch will", erklärte Reiter. In der Folge konnte der Ex-Trainer von Alemannia Aachen auch mit einer fundierten Kaderanalyse überzeugen. "Er hat eine Analyse vorgelegt, die gezeigt hat, der will was, der kann was. Die war so ausführlich, das war nicht in zwei Stunden möglich", erklärte Reiter.

Seine Suche nach einem neuen Trainer hatte bereits im Jänner begonnen, da abzusehen war, dass Gludovatz mit Saisonende wohl aufhören wird. "Ich habe ein neues Auswahlverfahren für mich entwickelt, mit zwei Kategorien von Trainern. Kategorie A, die erfahrenen Trainer, die einem Sicherheit geben. Kategorie B, die Trainer mit etwas mehr Risiko, aber eventuell auch mehr Innovation", schilderte Rieds Sportdirektor. In einer Präsidiumssitzung habe man sich schließlich für Jugend und gegen Routine ausgesprochen.

Benbennek kannte Ried "schon ein wenig", vor allem auch durch den Ex-Rieder Oliver Kragl, den er sowohl in der Jugend in Wolfsburg als auch bei Babelsberg unter seinen Fittichen gehabt hatte. "Die österreichische Bundesliga ist eine Riesenherausforderung für mich, die ich mir immer gewünscht habe. Die SV Ried hat Klasse-Vereinsstrukturen, der Verein ist schon länger Erstligist, das heißt es gibt viel Erfahrung, von der ich profitieren kann", meinte der Familienvater, für den Disziplin wichtig ist.

Eine konkrete Zielsetzung für seine Premierensaison im Innviertel ließ er sich nicht entlocken. "Erfolg bedeutet für mich, aus unseren Möglichkeiten das Maximum herauszuholen", sagte Benbennek nur. Mit der neuen Liga hat er sich schon etwas auseinandergesetzt. "Was man mitbekommt, ist die Dominanz eines Vereins, dahinter gibt es eben noch zwei starke. Die Liga ist insgesamt sehr ausgeglichen, die Spielweise ist anders wie in Deutschland. Allerdings wird auch in der deutschen dritten Liga etwa anders gespielt wie in der zweiten", analysierte Rieds Chefcoach.

Benbennek wurde mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet, einen Co-Trainer nahm er nicht mit. Mario Posch bleibt in dieser Funktion im Team, zudem wird Thomas Weissenböck zusätzlich zu seiner Amateure-Trainer-Funktion auch als Assistenztrainer der Profis fungieren. "Benbennek legt Wert auf Erfahrung und Teamarbeit, daher haben wir das Team nur wenig verändert", sagte Reiter. Und Präsidiumsmitglied Thomas Gahleitner ergänzte: "Christian Benbennek zeichnen Bodenständigkeit und Dynamik aus. Wir hoffen, dass er die Mannschaft weiterentwickeln kann und für Stabilität sorgen wird."

Hoffen müssen die Rieder darauf, dass sie ein besseres Händchen als vergangene Saison haben. Da war Anfang Juni mit Helgi Kolvidsson ebenfalls ein 43-Jähriger als Trainer vorgestellt worden. Die Wege trennten sich aber schon am 16. August 2015 nach fünf Ligaspielen mit vier Niederlagen und einem Remis. (APA, 2.6.2016)