Bozo Petrov hat gezeigt, dass er ernst zu nehmen ist. Der Chef der Neo-Partei Most, die bei den vergangenen Wahlen überraschend mehr als 13 Prozent bekam, hat Transparenz vom Koalitionspartner gefordert, der unter Korruptionsverdacht geriet. Für diesen mutigen Schritt war er bereit, selbst auf die Macht zu verzichten. Chapeau! Denn das ist wirklich ein Bruch mit der uralten Tradition in Kroatien, den man in anderen Parteien nicht versteht.

"Selbstmordkommando" nannten viele Petrovs Beharren auf Aufrichtigkeit. Möglicherweise wird die junge Partei sich tatsächlich nicht mehr von der bitteren Erfahrung, die sie durchgemacht hat, erholen. Denn Most ist nun zersplittert, die Mitglieder enttäuscht und die Politiker, die in der Regierung saßen, erschüttert darüber, wie glatt das kroatische politische Parkett tatsächlich ist. Doch Most ist ihren Wahlversprechen und Werten treu geblieben, während die HDZ das alte verdeckte Spiel weiterführte.

Die konservative Partei hatte in den vergangenen Wochen Most nur als lästiges Anhängsel betrachtet und versucht, sie an die Wand zu drängen. So richtig gelungen ist das aber nicht. Im Gegenteil: HDZ-Chef Tomislav Karamarko, der sich gern als der größte aller Patrioten darstellt, hat sein wahres Gesicht gezeigt – und in diesem war nur "Machterhalt" zu lesen. Und Petrov – mag das auch das Ende seiner Karriere sein – hat dem alten Strippenzieher das Spieglein vor die Nase gehalten. (Adelheid Wölfl, 5.6.2016)