Illustration: Dennis Eriksson

Klimawandel kann viele Facetten haben. Seine Auswirkungen finden sich mitunter sogar in den Handtaschen. Denn: Der Sommer wird zwar jedes Jahr aufs Neue herbeigesehnt, doch ist die Hitze erst da, beginnt eine andere Art von Leid. Als Bewohner der nördlichen Hemisphäre ist warm schnell zu warm, und glücklich, wer für die Hundstage einen klimatisierten Rückzugsort und einen kühlenden Spray dabei hat.

Unsere Haut muss sich auf jeden Fall auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Egal ob in der glühenden Hitze draußen oder in künstlich abgekühlten Räumen: Die Haut will und braucht Feuchtigkeit. Es hat zwar eine gewisse Zeit gedauert, aber nun dürften es auch die Kosmetikhersteller verstanden haben: Sprays sind im Sommer das Objekt der Begierde. Schon das Geräusch eines sanften "Pschitt, pschitt" ist eine Labsal.

Abkühlung garantiert

Wenn die feinen Wassertropfen dann auf der Haut verdunsten, ist Abkühlung garantiert. Kosmetikmarken, die ihre Ursprünge in Thermalquellen haben, haben das Bedürfnis nach Abkühlung schon immer befriedigt. La Roche-Posay, Vichy oder Avène punkten jeden Sommer wieder mit ihren Sprühdosen. "Durch Treibgas verteilt sich die Flüssigkeit viel feiner und hat einen zusätzlich kühlenden Effekt", erklärt Georg Leitner von der österreichischen Gesellschaft der Chemiker, die Verpackung. Umweltschäden wie früher werden dadurch aber nicht verursacht, weil heute Luft das Treibgas ist.

Der Durst von Haut

Zu den Pionieren in Sachen Wasser aus der Sprühflasche zählt die Marke Avène, die während des Sommers sogar eine Kur mit deren Wasser vorschlägt: Die im Wasser enthaltenen Spurenelemente wie Zink, Kupfer und Silber haben eine entzündungshemmende Wirkung und sind deshalb für Menschen mit sensibler Haut geeignet – allerdings nicht nur: Wer viel auf Reisen ist, weiß, dass vor allem chloriertes Wasser Hautreizungen verursachen kann: Wer die Sprühflaschen mit Thermalwasser bei sich hat, ist davor gefeit. Das Wasser aus der Dose ist aber auch dann praktisch, wenn man zum Beispiel im Auto klebrige Hände hat oder seinen Sonnenbrand (den hoffentlich niemand bekommt) kühlen muss.

Dass sich dieses Wasser allerdings durchaus noch ein bisschen aufpeppen lässt, ist die Neuheit der Saison. Bei Dr. Kitzinger gibt es Hyaluron, bei Kiehl's Kaktusfeige und bei Bobbi Brown Gurken- und Grünteeextrakt. Clinique setzt auf Aloe Vera, um die Haut vor dem Austrocknen zu schützen, vor allem in Flugzeugen beträgt die Luftfeuchtigkeit mitunter unter zehn Prozent, in klimatisierten Büros ist die Situation nur unwesentlich besser.

Sprühen statt cremen

Gesichtssprays sind gerade in solchen Situationen eine wunderbare Sache: Statt einzuschmieren, wird einfach nur gesprüht – die Finger bleiben picobello sauber. Für alle, die sich das immer auch schon für Sonnencreme gewünscht haben: Auch dort breiten sich gerade die Sprays aus. Die in Österreich neue Apothekenmarke Bioderma hat sogar eine wässrige Lösung mit Sonnenschutzfaktor 30 namens Hydrabio Eau de soin (14,90 Euro): Fettige Finger nach dem Eincremen gehören damit der Vergangenheit an.

Die neue Spraywelle hat ihren Fuß allerdings auch in der Welt der Parfums. Der Einwurf, dass Düfte schon immer Nebel waren, ist zwar berechtigt, allerdings ist in der Hitze der Alkohol auf der Haut nicht besonders förderlich. Eine neue Parfumspielart für den Sommer sind Hair-Mists, also Duftwasser für die Haare wie etwa Chance Eau vive von Chanel. Aber auch einige andere wie Victor & Rolfs Bonbon (41,95 Euro), Frédéric Malles Carnal Flower (120 Euro) oder Narciso Rodriguez' For her (33,50 Euro) probieren Haarparfum und freuen sich, dass sie neben den obligatorischen Sommerdüften nun auch eine neue Anwendungsfläche, nämlich die Köpfe ihrer Konsumentinnen erobern dürfen. Die Idee, Haare zum duftenden Vehikel von Verführungskunst zu machen, ist schließlich so alt wie die griechischen Mythen selbst.

Alt und wohltuend sind und bleiben auch ätherische Öle wie in Aurabsolue von Decléor, eine sogenannte Brume, wie Sprays auf Französisch auch genannt werden. Wer sie in der Handtasche hat, ist vor sommerlichen Odeurs gefeit. (Karin Pollack, RONDO, 15.6.2016)

Foto: Hersteller

Hair-Mist ist eine neue Spielart von Parfum, etwa Chance Eau vive von Chanel. (40,50 Euro)

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Feuchtigkeit braucht die Haut bei Hitze, Kiehl's Cactus & Ginseng Hydrating Mist liefert sie. (16 Euro)

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Tauchgang für die Haut: Von Clinique gibt's Moisture Surge Face Spray fürs Flugzeug. (30 Euro)

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Nur bei Marionnaud gibt es Dr. Kitzinger-Spray für trockenes Airconditionklima. (49,99 Euro)

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Decléor bringt mit Aurabsolu ein Erfrischungsspray mit ätherischen Ölen. (29 Euro)

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Der Face Mist von Bobbi Brown fixiert Make-up, befeuchtet und macht munter. (26 Euro)

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Beine leiden bei Hitze: Langfristig kühlend ist das Venenspray von Ringana. (22,10 Euro)

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Ein Sprühnebel aus Thermalwasser von Avène: als Kur oder zum Abschminken auf Reisen. (11,90 Euro)