Mike Büskens will das Rad als Rapid-Cheftrainer nicht neu erfinden.

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Wien – Rapid-Präsident Michael Krammer hat eine Vorgabe für Andreas Müller, seinen Geschäftsführer Sport: Es muss für alle Positionen einen Plan B geben, auch für die Trainerbank. "Wir müssen für alle Eventualitäten gewappnet sein", sagt er. Müller leistete also "Vorarbeit", hatte einige potenzielle Trainer in seinem Kopf. Vor zweieinhalb Wochen wurde die Vorarbeit konkreter, das Telefon klingelte bei Müllers altem Freund Mike Büskens, man kennt einander aus 19 gemeinsamen Schalke-Jahren.

Da war noch Zoran Barisic Trainer des SK Rapid. Aber der hörte nach seiner dritten titellosen Saison die Uhr ticken. Zu Saisonende beschloss das Präsidium, nach dem Urlaub wieder etwas zu beschließen, diesmal die Zukunft des Trainers. Am Montag das finale Gespräch, an dessen Ende Barisic "von sich aus gesagt hat, er möchte einen neuen Weg gehen. Das war sein Wunsch und seine Entscheidung", sagt Müller.

Mike statt Zoki

Nach der Trennung von Barisic also Büskens, es dauerte keine 24 Stunden, ein Hearing gab es bereits vergangene Woche. Der Neue will Rapid nicht verändern, das sagt er in den 57 Minuten seiner Antrittspressekonferenz wieder und wieder. Der 48-Jährige fährt die Leidenschaftsschiene, seine Vergangenheit bei Schalke macht ihn glaubwürdig. In seinem zweiten Satz lässt er den Begriff "Kumpel- und Malocherklub" fallen. Im Ruhrpott löst das entweder begeistertes Herzklopfen oder blanken Hass aus, nicht unähnlich einem "Rapid Wien – Lebenssinn" in der Bundeshauptstadt.

Büskens teile die Werte von Rapid, freue sich auf die Aufgabe, kenne die "Sehnsüchte und Träume der Rapid-Familie". Auch er träume, setzt der Düsseldorfer gleich nach. Es gehe natürlich um Titel. Obwohl Büskens eine mögliche Verlängerung seines Einjahresvertrags mit Option auf ein weiteres Jahr nicht nur daran festmachen will.

Krammer und Büskens wollen Leidenschaft

Michael Krammer sagt: "Wir wollen gewinnen." Mike Büskens sagt: "Ich möchte gewinnen, das treibt mich an." Diese Übereinstimmung gefällt beiden. Andreas Müller sagt: "Am Ende geht es darum, etwas zu gewinnen. Der Anspruch zum Saisonstart ist, Meister werden zu wollen." Das wollte wohl auch Barisic, am Ende fehlten ihm neun Punkte auf Salzburg. "Es hätte mehr drin sein können, wir waren in vielen Momenten zu fahrlässig", sagt Müller. Er fordert: "Wir müssen die Energie mit einer ganz hohen Disziplin auf den Platz kriegen."

"Wir müssen gemeinsame Energie entwickeln, das geht nur mit einem Schulterschluss und Geschlossenheit", schließt der neue Trainer an. Er dürfte das von Schalke kennen, wenn das Umfeld zu einem Ganzen wird, ist vieles möglich. Wenn zu hohe Erwartungshaltungen für Fragmentierung und Uneinigkeit sorgen, dann kracht es.

Keine Veränderung erzwingen

Büskens lässt Rapid Rapid bleiben. Potenzielle neue Spieler sollen primär zum Verein passen, auch sein Spielsystem wird er der grün-weißen Philosophie anpassen. Also Offensive. Fragen nach konkreten Formationen beantwortet der Old-School-Kicker im Stil eines modernen Übungsleiters: "Man muss sich davon lösen, zu sehr in Systemen zu denken. Letztlich geht es darum, dass Räume besetzt sind." Rapid solle variabel sein und auch gegen tief stehende Gegner Lösungen finden. Gegen genau solche ging immerhin die letzte Meisterschaft verloren. Und um die geht es ja. (Martin Schauhuber, 9.6.2016)