Bei Kindern aus armen Familien, wurde bei Untersuchungen in bestimmten Situationen das Angstzentrum stärker als bei wohlhabenden Kindern aktiviert.

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Laut UNICEF leben weltweit etwa eine Milliarde Kinder in Armut. Und das nicht nur in Ländern der dritten Welt. Auch in wohlhabenden Staaten wie Deutschland nimmt Kinderarmut zu, wie eine aktuelle Datenauswertung der deutschen Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann kürzlich ergeben hat. Danach leben deutschlandweit etwa 1,5 Millionen Kinder unter 15 Jahren in einkommensschwachen Familien, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind.

Dass Kinder, die aus armen Verhältnissen stammen, später anfälliger für Depressionen sind, wird schon länger vermutet. Als Gründe werden Stress, schlechte Ernährung und Zukunftsängste gesehen.

Forscher der Duke University in North Carolina präsentieren jetzt im Fachjournal Molecular Psychiatry eine Studie, die belegt, dass Armut das Gehirn von Kindern verändern kann. Ein Team um den Neurowissenschaftler Ahmad Hariri hat dafür 183 Jugendliche in den USA auf Depressionen untersucht. Dabei testete er, wie die jungen Probanden auf leichte Ängste reagieren. Er konzentrierte sich dabei auf die Methylgruppen als chemische Marker, die das Auslesen von Genen steuern können. Unter besonderer Beobachtung stand ein Gen, dass für den Transport des Glückshormons Serotonin im Gehirn zuständig ist.

Angstzentrum stärker aktiviert

Während die Testpersonen mit Bildern von angsteinflößenden Gesichtern konfrontiert wurden, überprüften die Wissenschaftler mit Hirnscans, ob das Angstzentrum in ihrem Gehirn stärker arbeitet. Das Ergebnis: Bei Kindern aus armen Verhältnissen wurde eine verstärke Methylierung jenes Gens festgestellt, das den Serotonin-Transport beeinflusst.

Konkret bildeten sich weniger Transportzellen, die das Glückshormon verbreiten. Auch das Angstzentrum bei Kindern aus armen Familien wurde stärker als bei wohlhabenden Kindern aktiviert. Den Experten zufolge könnten beide Faktoren Depressionen im Erwachsenenalter fördern. Damit liefern die US-Forscher ein weiteres Argument für die Vermutung, dass äußere Einflüsse wie Stress das menschliche Erbgut beeinflussen und die veränderte DNA möglicherweise auch vererbt werden kann. (red, 10.6.2016)