Das sind zwei der Bilder, die Klemens Horvath 2011 für das Hotel Sofitel gemacht hat.

Foto: KlemensHorvath.com

Ohne Wissen und Zustimmung des Fotografen sind diese weltweit auch in Zeitschriften und Magazinen erschienen.

Foto: KlemensHorvath.com

Wien – Die Fotos zeigen das Luxushotel am Donaukanal vis-à-vis vom Schwedenplatz, eingebettet im eindrucksvollen Ambiente der Wiener Innenstadt. Sie fangen das Flair des vom Pariser Architekten Jean Nouvel entworfenen Gebäudes mit der charakteristischen und weithin sichtbaren Deckengestaltung der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist ein. Die Fotos dürften – an Veröffentlichungszahlen gemessen – ziemlich gut gemacht worden sein.

Weltweit zumindest auf 170 Covers

Weltweit sind die sieben Werke des Wiener Fotokünstlers Klemens Horvath, der diese im Auftrag des Hotels 2011 gemacht hat, in hundertfacher Ausführung erschienen: in internationalen Modemagazinen wie Harper's Bazaar, Zeitungen wie der New York Times, El País oder The Telegraph, Fachzeitschriften wie Frame oder Kundenmagazinen der Fluglinien Finnair, Air-Berlin oder Aeroflot. Auch heimische Print- und Onlinemedien, Blogger oder die Österreich-Werbung nutzten laut dem Fotografen seine Fotos. Die Werke landeten weltweit zumindest auf 170 Covers.

Das Problem dabei: Der Fotograf, der auch für Helmut Newton arbeitete, wusste zunächst nichts von seinen derart beliebten Werken. Er entdeckte eine widerrechtliche Verwendung im März dieses Jahres nur zufällig – und begann intensiv zu recherchieren.

Auftragssumme rund 5000 Euro

Denn die Fotos hatte er nur dem Hotel für drei Jahre zu Werbezwecken zur Verfügung gestellt. Die Nutzung beschränkte sich laut Vertrag auf Österreich sowie auf "Internet / Broschüre / Anzeigen bis A5". Horvath verlangte für die Aufträge 2011 rund 5000 Euro und hoffte auf Folgeaufträge durch die Accor-Gruppe, zu der das Sofitel gehört. Diese blieben aber aus.

2016 fand Horvath heraus: Die Hotelgruppe verwendete die Fotos nicht nur selbst nach Ablauf der Werknutzung weiterhin, sondern auch Dritten wurden die Bilder hochauflösend zur Verfügung gestellt. Als Copyright sei nur "Sofitel Vienna Stephansdom" anzuführen, wie es in einem E-Mail-Angebot heißt.

Vergleichsangebot: eine Million Euro

Horvaths Anwalt Georg Zanger verschickte zunächst an 440 Firmen und Personen, die die Bilder verwendet hatten, Briefe. Ein Vergleichsangebot an Sofitel wegen der hundertfachen Urheberrechtsverletzung lautete: eine Million Euro zuzüglich Gerichtskosten.

Der Anwalt des Hotels Sofitel besserte nach einem ersten Angebot für ein "angemessenes Entgelt" in Höhe von 300 Euro nach – und bot später in einem umfassenden Generalvergleich zunächst 400.000 Euro, dann 550.000 Euro inklusive aller angefallenen Kosten und Gebühren an. Horvath lehnte ab. Zanger: "Alleine die Gerichts- und Anwaltsgebühren machen schon jetzt 120.000 Euro aus."

Ein erster Bericht des STANDARD Ende April über den Fall sorgte auch in Deutschland für Aufsehen. Bei Horvath meldete sich die Firma Pixray, die auf das Aufstöbern von Urheberrechtsverletzungen im digitalen Zeitalter spezialisiert ist. "Die dürften bis zu 1000 Veröffentlichungen der Bilder gefunden haben", sagte Zanger – also noch viel mehr als bisher gedacht. 15 bis 20 Klagen würden weiter täglich eingebracht werden.

Betrugsanzeige erstattet

Laut Zanger "dürften Sofitel und die Accor-Gruppe den Überblick verloren haben, wo die Fotos überall erschienen sind". Eine einstweilige Verfügung wurde erwirkt. Weil die Fotos laut Zanger "elektronisch manipuliert und damit die Herstellerbezeichnung entfernt wurde", sei von Sofitel auch eine Täuschungshandlung gesetzt worden, die alle Bezieher der Fotos betroffen habe. Am Freitag wurde unter anderem eine Betrugsanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. "Sofitel erzielte durch die Fotos einen enormen Gewinn", sagte Zanger. "Sie wissen, dass es um viel Geld geht."

DER STANDARD hat das Sofitel um eine Stellungnahme gebeten. Man könne "momentan keine Aussage tätigen, da wir uns derzeit in laufenden rechtlichen Verfahren und Gesprächen befinden", schrieb General Manager Alexander Moj. (David Krutzler, 10.6.2016)