Kleines ungarisches Fußballglossar: Fußball: futball oder (umgangssprachlich) foci, Tor: gól, Sieg: győzelem, Niederlage: vereség.

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Sei es das Nachbarland Ungarn, die Fußball-Weltmacht Portugal oder der EM-Debütant Island: Die Gegner von Österreich in der Gruppe F der Fußball-Europameisterschaft 2016 versprechen jede Menge Überraschungsmomente und Zitterpartien. Sportmatches sind aber auch Gelegenheiten, um die Rivalen besser kennenzulernen. Aus gegebenem Anlass begeben wir uns auf einen Streifzug durch einige Kuriosa der ungarischen, portugiesischen und isländischen Sprache. Damit wird man Fans der gegnerischen Mannschaften beim Public Viewing sicher begeistern können.

Ungarisch: Einsame "Agglutinierer"

Die Sprache unseres östlichen Nachbarn ist im Unterschied zu germanischen, slawischen und romanischen Sprachen keine indoeuropäische, sondern eine aus der uralischen Sprachfamilie. Ihre (sehr) fernen Verwandten in Europa sind etwa Finnisch und Estnisch. Doch Ungarisch ist auch typologisch anders. Wie Türkisch und Japanisch gehört es zur Gruppe der agglutinierenden Sprachen. Ganz simpel erklärt, stellt Ungarisch die Beziehungen im Satz nicht durch Flexion (Konjugation, Deklination) wie wir her, sondern durch das "Picken" (Agglutination) von Morphemen an den Wortstamm: "ember" ist im Ungarischen "Mensch", "emberek" sind "Menschen" und "embereknek" ist Dativ Plural "den Menschen".

Wie alle anderen agglutinierenden Sprachen ist Ungarisch ausgesprochen melodisch. Diese Vokalharmonie ermöglicht die Schöpfung wunderbarer Zungenbrecher, die etwa im Deutschen kaum vorstellbar sind. Den Satz "Öt török öt görögöt dögönyöz örökös örömök között" kennt wahrscheinlich jeder Ungarischsprechende. Trotz seiner etwas merkwürdigen Bedeutung ("Fünf Türken massieren fünf Griechen in ewiger Freude") ist er grammatikalisch und phonetisch ein totaler Leckerbissen.

In seiner geografischen Position zwischen den slawischen und germanischen Sprachen ist Ungarisch in Europa ziemlich einsam. Doch Ungarn waren bereits sehr früh Weltwanderer. In einem Museum in der kanadischen Provinz Nova Scotia befinden sich die frühesten ungarischen Sprachfragmente. Eine altungarische Runeninschrift vom Übergang aus dem 10. ins 11. Jahrhundert zeugt von einem ungarischsprachigen Begleiter dieser frühen Wikingerexpeditionen in die Neue Welt.

Kleines ungarisches Fußballglossar:
Fußball: futball oder (umgangssprachlich) foci
Tor: gól
Sieg: győzelem
Niederlage: vereség

Portugiesisch: Von Europas Rand in die weite Welt

Portugiesisch ist eine der größten Sprachen der Welt. Seine Bedeutung in Europa und der EU ist eher gering, doch nach der Sprecherzahl befindet es sich weltweit auf dem sechsten Rang. Portugiesisch wird von rund 240 Millionen Erst- und 30 Millionen Zweitsprechern gesprochen. Davon leben nur rund zehn Millionen in Europa, nicht nur in Portugal, sondern etwa auch in der Schweiz und in Luxemburg. Einen offiziellen Status hat Portugiesisch in zehn Ländern und Territorien auf vier Kontinenten: Portugal (Europa), Angola, Äquatorialguinea, Guinea-Bissau, Kap Verde, Mosambik, São Tomé und Príncipe (Afrika), Brasilien (Südamerika), Macau und Osttimor (Asien). Das eindeutig bevölkerungsreichste Land der lusophonen Welt ist Brasilien mit rund 200 Millionen Einwohnern.

Kein Wunder, dass gerade die brasilianische Varietät des Portugiesischen immer populärer wird, insbesondere als Fremdsprache. Aus diesem Grund sieht man oft auch in österreichischen Buchhandlungen Sprachmaterialien für "Brasilianisches Portugiesisch" oder sogar nur "Brasilianisch". Doch nicht nur teilweise erhebliche Unterschiede in Aussprache und Lexik zum europäischen Portugiesisch machen das Brasilianische so interessant. Es ist auch sein Slang. So wird dort ein fescher Mann "pão" genannt, was nichts anderes als "Brot" heißt. Wer den Konnex zwischen Brot und fesch noch nicht gefunden hat, wird sich noch mehr wundern, dass eine hübsche Frau dort "uva" ("Traube") heißt. Und wem das alles nicht so wichtig ist, der kann auf Portugiesisch "é batata" sagen: Was für Österreicher wurscht (Wurst) ist, ist für Brasilianer nämlich Erdapfel.

Kleines portugiesisches Fußballglossar:
Fußball: futebol
Tor: golo (Portugal), gol (Brasilien)
Sieg: vitória
Niederlage: derrota

Isländisch: Wikinger und Mythen

Elfen, Trolle und andere mythische nordische Wesen leben immer noch in der isländischen Tradition und Kultur. Die nordgermanische Sprache dieses ab dem 10. Jahrhundert besiedelten Landes an der Grenze von Europa zu Nordamerika klingt heute sehr archaisch und ist mit etwa 350.000 Sprechern eine der kleinsten Sprachen des europäischen Kontinents. Tatsächlich können Isländer ihre mittelalterlichen Sagen immer noch problemlos lesen und verstehen – etwas, was wir mit dem Alt- und Mittelhochdeutschen längst nicht mehr können. Im Unterschied zu den anderen nordgermanischen Sprachen wie Norwegisch, Dänisch und Schwedisch steht Isländisch mit seinem engsten Verwandten, dem Färöischen, der altnordischen Sprache noch sehr nahe. Die Insellage des Landes begünstigte die Sprachkonservierung. Wenn man also heutzutage Isländisch lernt, begibt man sich auf eine Entdeckungsreise in die Geschichte der germanischen Sprachen.

Obwohl Isländisch erst 2011 zur Amtssprache von Island ernannt wurde, wurde die Sprachpflege dort schon vor langer Zeit zur Chefsache erhoben. So ist Isländisch heute eine der "reinsten" Sprachen Europas. Der in vielen anderen Sprachen verpönte Sprachpurismus gehört dort zum festen Teil der Sprachpolitik und produziert manchmal wunderbare Sprachkreationen. So wird der Computer im Isländischen "tölva" genannt – eine Kombination von "tala" (Nummer) und "völva" (Hexe). Der Computer ist für Isländer also eine Hexe, die Nummern ausspuckt. Großartig, nicht wahr? Wer in Island nach einem Telefon sucht, wird nicht fündig, denn dort heißt es "sími", was nichts anderes als Faden bedeutet. Der elektrische Strom ist im Isländischen "rafmagn" und bedeutet wörtlich übersetzt Bernsteinkraft, vom griechischen "elektron" (Bernstein). Es scheint, als lebe die reiche Mythen- und Sagenwelt der Isländer immer noch in ihrer Sprache.

Kleines isländisches Fußballglossar:
Fußball: fótbolti
Tor: mark
Sieg: sigur
Niederlage: ósigur. (Nedad Memić, 13.6.2016)