Wien – Die am Dienstag vorgestellte Kooperationseinheit in der neuen Lehrerausbildung "Verbund Nord-Ost" umfasst die Uni Wien, die Pädagogischen Hochschulen (PH) Wien und Niederösterreich, die Kirchliche PH Wien/Krems und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Diese bieten ab Herbst ein gemeinsames Lehramtsstudium für die Sekundarstufe an.

Das bedeutet: Absolventen können an allgemein bildenden höheren Schulen (AHS), Neuen Mittelschulen (NMS) bzw. berufsbildenden mittleren oder höheren Schulen (BMHS), an Polytechnischen Schulen sowie an Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik (Sonderschulen) in den allgemeinbildenden Fächern unterrichten.

Das bedeutet aber auch: Kunsterzieher können in diesem Verbund nicht ausgebildet werden. Die Ausbildungen für die künstlerischen Fächer (z.B. Musikerziehung, Bildnerische Erziehung, Technisches und Textiles Werken) werden nur an den Kunstuniversitäten angeboten, für die es ein eigenes Aufnahmeverfahren gibt.

Hürde mit eigener Aufnamsprüfung

Anders als in allen anderen Ausbildungs-Verbünden ist in Wien und Niederösterreich keine Kunstuni vertreten – wer also ein Lehramtsstudium in einem künstlerischen Fach absolvieren will, muss eine Aufnahmeprüfung an einer Kunstuni absolvieren und einen Platz dort bekommen.

Bisher boten auch die PH solche Studien an, dürfen dies nun im Alleingang aber nicht mehr. Die Studentenvertreter fürchten daher eine Verschärfung des Lehrermangels in diesem Bereich.

Kunstunis haben zu wenig Geld

Die Kunstunis machten eine Kooperation bisher von zusätzlichen Mitteln abhängig. Darüber hinaus müssten etwa die Akademie der bildenden Künste und Universität für Angewandte Kunst idente Studienpläne mit den PH erarbeiten. Derzeit liefen noch Verhandlungen mit den Kunstunis, hieß es aus APA-Anfrage aus den PH. Mit der Musikuni Wien sei man dabei schon etwas weiter, hier könnte es ein Quereinsteiger-Modell geben. Mit Akademie und Angewandter zeichne sich vorerst noch keine Lösung ab. Aktuell bemühten sich das Bildungs- und Wissenschaftsministerium gemeinsam darum, die Kunstuniversitäten im Wiener Raum für die Kooperation zu gewinnen, betonte man auf APA-Anfrage an der Uni Wien. Es habe mehrfach Angebote aller am Verbund-Ost beteiligten Institutionen gegeben, die Kunstuniversitäten als Kooperationspartner zu gewinnen. "Die Türen sind weiterhin offen."

Umstellung der gesamten Ausbildung

Derzeit werden Lehrer für AHS und BMHS an Unis bzw. Kunstunis und Pflichtschullehrer (im Sekundarstufenbereich va. NMS, Sonderschule und Polytechnische Schule) an den PH ausgebildet. Ab dem kommenden Studienjahr müssen allerdings die Lehrer für die Sekundarstufe (v.a. AHS-Unterstufe, NMS) gemeinsam ausgebildet werden. Die PH dürfen das nur im Verbund mit Unis tun, beide Seiten müssen dabei idente Studienpläne einsetzen. Die Studenten im Verbund Nord-Ost können Lehrveranstaltungen an allen beteiligten Institutionen besuchen. Wie bisher sind zwei Unterrichtsfächer zu belegen – erworben werden müssen fachwissenschaftliches und -didaktisches Wissen sowie allgemeine bildungswissenschaftliche Grundlagen, außerdem müssen bereits im Bachelor-Studium auch direkt an Schulen pädagogisch-praktische Einheiten absolviert werden. Die Grundlagen für die Kooperation im Masterstudium sollen demnächst erarbeitet werden.

Andere Kooperationen auf Schiene

Insgesamt gibt es für die gemeinsame Lehrerausbildung neben dem Verbund Nord-Ost noch drei weitere Verbünde: Im Verbund Süd-Ost haben sich die Unis Klagenfurt und Graz, die Technische Universität Graz, die Kunstuni Graz sowie die PH Burgenland, Kärnten und Steiermark sowie die Kirchliche PH Graz (mit Kooperation der Katholischen Pädagogischen Hochschuleinrichtung Kärnten) zusammengeschlossen, im Entwicklungsverbund West die Uni Innsbruck, das Mozarteum, die PH Tirol und Vorarlberg sowie die Kirchliche PH Edith Stein, im Cluster Österreich-Mitte die Unis Salzburg und Linz, erneut das Mozarteum, die PH Oberösterreich und Salzburg, die PH der Diözese Linz, erneut die Kirchliche PH Edith Stein, die Kunstuni Linz sowie die Katholische Privatuni Linz und die Bruckner Privatuni. (APA, 14. 6. 2016)