Das Moustache Asphalt kostet 5.699 Euro.

Foto: Moustache

Das Moustache Strackbike Mud gibt es ab 9.999 Euro.

Foto: Moustache

Moustache Samedi 27/9 race

Foto: Moustache

Noch einmal das Moustache Starckbike Sand.

Foto: Moustache

Moustache Dimanche 28 silver

Foto: Moustache

So schaut der Rahmen der Moustache-Bikes im Querschnitt aus.

Foto: Moustache

"Papa, springt der Mann jetzt da runter?" Das Kind hat freudig-große Augen. Sein Vater auch. Ich auch. "Schee bled warat er." Schee bled is er, müsste man dabei eigentlich sagen, wenn der Mann sich in die Situation manövriert hat, in der ich mich befinde. Mitten in so einem depperten Skaterpark stehe ich auf einem Hindernis, nur Millimeter vorm Abgrund, habe die Hosen gestrichen voll und keine rechte Ahnung, wie ich überhaupt hierher gekommen bin.

Fettes Bike

Würde nicht gerade ein elf-, vielleicht zwölfjähriger Fratz mit seinem BMX-Rad wie eine depperte Fliege um mich kreisen, wäre ich ziemlich verzweifelt. So nehme ich es aber, soweit es eben geht, gelassen und genieße die mir zuteilwerdende Aufmerksamkeit. Das Heischen um die hat mich schließlich überhaupt erst in die Situation gebracht. Denn niemand braucht so ein Fatbike wie jenes, auf dem ich gerade sitze und das mich so fasziniert hat, dass ich nicht aufgepasst habe, wo ich hinfahre.

Das Moustache Starckbike Sand kostet 4.999 Euro.
Foto: Christian Houdek

Im ersten Moment haben mich die fast 30 Kilogramm beeindruckt, die das Starckbike wiegt. Dann natürlich die fetten Ballonreifen, dann der Schriftzug darauf: Jumbo Jim. Nach dem ersten Tritt in die Pedale lief die Welt endgültig ein bisserl unwucht. Denn das Riesentrumm von Fahrrad schoss auf einmal los, als hätte der E-Motor im Pedalkasten die Kraft eines Mustangs. V8-E-Bike oder so.

M.A.S.S. Mud, Asphalt, Snow, Sand

Jetzt ist schon klar, dass niemand so ein Rad wirklich braucht. Obwohl Philippe Starck gleich vier Typen entworfen hat: M.A.S.S. oder genauer: einen für Mud, einen für Asphalt, einen für Sand, und der kuhlste ist der für Snow, weil Einarmgabel. Aber wer muss am Schnee schon Fahrrad fahren? Und wer braucht am Asphalt ein Fully mit E-Unterstützung und Bladreifen? Noch dazu, wenn das billigste Radl, das für den Schnee, 3.999 Euro kostet, das teuerste, das Mud, 9.999 Euro? Aber dafür hat man halt mit dem Starckbike sogar unter den Exoten der Fatbikes einen echten Exoten. Denn nach Österreich haben es bis jetzt gerade einmal eine Handvoll dieser Fahrräder geschafft. Und die Exklusivität, die will man sich erhalten, weil sie so gut zum Fahrradhersteller Moustache passt.

Moustache Snow mit Jäckchen für den Rahmen. Das Bike kostet 3.999 Euro, das Cover Snow 399 Euro.
Foto: Moustache

Moustache, das ist ein junges Team, das in den Vogesen im Osten Frankreichs eine Fahrradschmiede gegründet hat, die auf dem Wunsch basiert, das E-Bike als echte Alternative zum Auto zu etablieren. Der Name des Unternehmens rührt vom Moustache-Lenker her, der wiederum an die Form eines Schnurrbarts erinnert und damals in Mode war, als es auch diese Bärte waren.

Moustache Lundi 26
Foto: Moustache

Die normalen Moustache-Räder, die kommen auch mit einem Moustache-Lenker. Weil er so komfortabel ist. Das ist übrigens auch der Bosch-Motor, den die Franzosen verbauen. 250 Watt, bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h aktiv und an der Tretkurbel angebracht, vom Schwerpunkt her ideal platziert. Zudem nutzt der Motor so die unterschiedlichen Gänge und läuft daher öfter im effizientesten Bereich als ein Radnaben-Motor. Und die meisten Moustache-Räder haben die Nuvinci-Übersetzung, die stufenlos über sich neigende Kugeln funktioniert. Superkompliziert, aber im Grunde doch ganz einfach. Und dann ist da noch der Rahmen, der außen eckig ist und innen ein Zentralrohr hat, sodass sich drei Hohlräume ergeben. Das Ergebnis ist extreme Steifigkeit, und g'scheit ausschauen tut's auch noch. Kostet aber halt, die feine Ware und die Exklusivität.

Moustache Friday 26
Foto: Moustache

Die Wertschätzung für das schöne Fahrrad – und vielleicht eine kleine Vorliebe für heile Knochen – oder der Preis für das Radl hat mich dann wirklich daran gehindert, von dem Hindernis runterzufahren und den mutmaßlichen Vater um Hilfe bei der Bergung des Fatbikes zu bitten. Das war beim ersten Mal schon ziemlich peinlich; beim zweiten Mal dann umso mehr. Denn natürlich bin ich noch einmal raufgefahren. Ich wollte ja wissen, wie ich das geschafft habe. Und ich bin mir sicher, der Fratz auf seinem BMX-Rad hat sich inzwischen auch wieder eingekriegt – oder hat sich zumindest an seinem Steve-Urcle-Lacher die Gurgel gezerrt. (Guido Gluschitsch, 20.6.2016)