Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen werden in der Geschichtswissenschaft meist nur so nebenbei behandelt. Warum eigentlich? Kaum ein Thema füllt die Gazetten so wie Fußball, kaum eine Sendung ist im TV eine so sichere Bank, was die Quote angeht, wie die Übertragung von zweimal 45 Minuten auf dem grünen Rasen. Was sonst gesellschaftlich so dominant ist wie der Fußball – man gehe nur aktuell zu Zeiten von wichtigen EM-Spielen durch die menschenleeren Straßen -, ist in der Geschichtswissenschaft trotzdem immer noch ein Randthema.

Eine kleine Gruppe fußballbegeisterter Historiker, die mehrheitlich nicht universitär verankert sind, wollte sich mit der Marginalisierung dieses ihres Themas nicht abfinden. Sie organisierten im Herbst 2014 in Salzburg eine große Fachtagung zur Geschichte des runden Leders in Österreich. Anlass: der einhundertste Jahrestag des ersten Spiels in Salzburg. Das aus dieser 1. Salzburger Fußballtagung – eine Fortsetzung steht übrigens 2017 ins Haus – hervorgegangene Buch ist freilich mehr als ein bloßer Tagungsband. Das Buch bietet erstmalig einen historischen Querschnitt der heimischen Fußballgeschichte von Wien bis Innsbruck, von Salzburg bis Graz.

Und dabei geht es um mehr als um das bloße Balltreten: Naheliegend sind Themen wie etwa die Instrumentalisierung durch den Nationalsozialismus, Fußball als Teil des Klassenkampfes, als ewiges Ringen zwischen der Metropole Wien und den Provinzen oder auch die Kommerzialisierung der Kickerei; Red Bull lässt grüßen.

Fußballgeschichte ist aber vielschichtiger: Die Stadien – von St. Hanappi bis zum legendären Lehener Stadion – sind ebenso Teil der Story wie die längst verschwundenen Klubs, die "Lost Clubs": Wer kennt beispielsweise noch die Admira Salzburg? (Thomas Neuhold, 15.6.2016)