Birgit Gerstorfer, neue Chefin der SPÖ Oberösterreich.

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Es ist einer der derzeit politisch heikelsten Jobs in Oberösterreich, doch Birgit Gerstorfer geht die Sache mit einem breiten Lächeln und einer gehörigen Portion Unbekümmertheit an. Jüngstes Beispiel: Zur offiziellen roten Antrittsfeier wollte die designierte SPÖ-Landeschefin gleich ihren ganzen Tennisverein einladen. Schonend brachte man dann der gebürtigen Alkovnerin bei, dass der gemietete Saal 250 Personen gesamt fasst – und allein 200 Racketjünger eindeutig den Rahmen sprengen würden.

Neben dem Sandplatz hat die Mutter zweier erwachsener Töchter und dreifache Großmutter viel Zeit beim Arbeitsmarktservice verbracht. Dort galt die künftig einzige Frau in der oberösterreichischen Landesregierung alles andere als schwer vermittelbar: Beim AMS startete die 52-Jährige vor mehr als 20 Jahren als Teilzeitsekretärin in der Regionalstelle in Eferding. Wenige Monate später übernahm Gerstorfer einen Vollzeit-Beraterjob. Mit 32 Jahren wurde die Hobbyköchin – "gerne Außergewöhnliches" – Leiterin der AMS-Außenstelle Eferding. 1999 bewarb sich Gerstorfer erfolgreich um die Leitung der Regionalstelle in Wels. 2010 dann der Gipfelsieg: Gerstorfer wird AMS-Landesgeschäftsführerin.

Mit dem Abgang des glücklosen SPÖ-Chefs Reinhold Entholzer im Jänner begann die Gerüchteküche rund um Gerstorfer zu brodeln. Selbige hielt sich offiziell mit Interessenbekundungen vornehm zurück, deponierte aber parteiintern sehr wohl ihre Verfügbarkeit – nur falls man sie irgendwann einmal zufällig fragen sollte. Einige Monate und eine Absage von Sozialminister Alois Stöger später schlägt dann Gerstorfers rote Stunde.

Mit dem Sanktus im Parteivorstand wurde für die künftige Krisenmanagerin der schwer angeschlagenen SPÖ und die neue Soziallandesrätin auch gleich der erste parteiinterne Gegenwind spürbar. Vor allem die mangelnde politische Erfahrung – Gerstorfer kann nur auf wenige Jahre im Gemeinderat verweisen – bereitet manchen Genossen Sorgen.

Doch Gerstorfer, die sich am kommenden Samstag beim Parteitag offiziell der Wahl stellt, agiert taktisch klug und zieht nun gerne den Familientrumpf: Beide Eltern seien Schichtarbeiter gewesen – und der Vater hätte bereits Aufgaben im Haushalt erledigt, als damals noch keiner an Halbe- halbe dachte. Nachsatz für die perfekte Inszenierung: "Diese Kindheit war prägend." Kritische Brüder, hört die Signale! (Markus Rohrhofer, 16.6.2016)