Warme Winter und niedrige Energiekosten lassen heuer weniger Österreicherinnen und Österreicher an die thermische Sanierung ihrer vier Wände denken.

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Die heurige "Sanierungsscheck"-Aktion des Bundes zur Förderung der thermischen Sanierung von Altbauen läuft eher zäh. Seit 3. März sind Anträge möglich, per 13. Juni waren erst etwas mehr als die Hälfte der Gelder vergeben. Dies, obwohl der Fördertopf im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert wurde, von 80 Millionen Euro auf nur noch 43,5 Millionen Euro.

20,6 Millionen Euro noch zu haben

Konkret wurden bisher im Bereich privater Wohnhäuser (meist Einfamilienhäuser) 5400 Anträge gestellt, im gewerblichen Bereich (Betriebsgebäude) waren es 160. Von den 43,5 Millionen Euro stehen derzeit noch 20,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Jahr 2015 waren 80 Millionen Euro zu vergeben, damals war das Geld Anfang August weg. Von privaten Hausbesitzern wurden 16.600 Anträge eingereicht, von Betrieben 430.

Hans-Werner Frömmel, Obmann der Bundesinnung Bau und als Mitglied der Initiative "Umwelt + Bauen" einer der Initiatoren der Aktion, findet es im Gespräch mit dem STANDARD "bedauerlich", dass hier "einerseits von den Sanierungskunden Kapital liegen gelassen wird, andererseits dadurch auch die Bauwirtschaft einige Aufträge weniger zu verzeichnen hat".

"Mangelnde Bewerbung"

Das Thema der thermischen Sanierung sei nach wie vor aktuell, die Nachfrage "noch lange nicht gesättigt". Frömmel glaubt deshalb, dass der schleppende Anlauf der heurigen Förderaktion möglicherweise auch an mangelnder Bewerbung liegt. "Vielleicht kommt die diesjährige Kommunikation der Bundesförderung einfach nicht bei den Zielgruppen an." Er rät den Bauunternehmen, selbst aktiv zu werden "und Interessenten auf die Fördermöglichkeiten rund um Sanierungsarbeiten hinzuweisen".

"Kein großer Kostendruck"

Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, führt die bisher viel geringere Zahl der Anträge ebenfalls auf mangelnde Bewerbung der Aktion zurück, führt aber auch noch andere Gründe ins Treffen: "Der vergangene Winter war der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, mit durchschnittlich 2,7 Grad über dem Mittel. Außerdem spüren die Menschen wegen des anhaltend niedrigen Ölpreises nicht den großen Kostendruck, deshalb wird auch weniger an die thermische Sanierung gedacht."

Die Politik sollte sich jedenfalls "mehr darum kümmern", mahnt er im Gespräch mit dem STANDARD. "Die Sanierungsrate dümpelt bei einem Prozent herum und ist sogar noch rückläufig." Die Halbierung der Fördersumme im Vergleich zum Vorjahr habe zudem falsche Signale gesendet. (Martin Putschögl, 19.6.2016)