Linz – Neueste Daten zeigen: Berufstätige Studierende schaffen es immer seltener, Job und Studium durchzuziehen. Verschärfte Bedingungen während des Studiums – viele Anwesenheitspflichten, insgesamt eine "Verschulung" der Bachelor-Studien – zwingen viele berufstätige Studierende bereits in der Anfangsphase des Studiums zum Aufhören.

Die Arbeiterkammer fordert ein Gegensteuern sowie eine umfassende Stipendienreform. "Die soeben im Parlament beschlossenen Änderungen sind zu wenig weitreichend", kritisiert der oberösterreichische AK-Präsident Johann Kalliauer.

Sechs Stunden Nebenerwerb schaden bereits

Hintergrund: Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat eine Sozialerhebung unter Österreichs Studentinnen und Studenten durchgeführt. Das Ergebnis ist aus Sicht der AK alarmierend: Bereits eine Erwerbstätigkeit von sechs Stunden pro Woche wirkt sich negativ auf das Studium aus. Noch vor sechs Jahren lag dieser Wert bei zehn Stunden pro Woche.

"Angesichts der Tatsache, dass mehr als 60 Prozent aller Studierenden nebenbei oder sogar hauptberuflich arbeiten, ist das eine bedenkliche Entwicklung", warnt Kalliauer. "Viele haben schlicht keine andere Wahl als dazuzuverdienen, um den Lebensunterhalt während des Studiums bestreiten zu können." Ein Grund dafür ist das Studienförderungssystem, das inzwischen mehr als rückständig sei. Der Kreis jener, die "normale Studienförderung" beziehen, sinkt jährlich und liegt derzeit nur noch bei zwölf Prozent. Der Grund dafür ist, dass die Einkommensgrenzen der Eltern seit fast zehn Jahren nicht mehr an die Inflation angepasst wurden, sei seien mittlerweile völlig realitätsfern. "Es braucht eine kräftige Anhebung der Berechnungs- und Bezugsgrenzen sowie eine jährliche Inflationsanpassung", fordert Kalliauer.

Grundsätzliche Probleme des Stipendiensystems

Am Mittwoch der Vorwoche wurde im Parlament zwar eine Reform der Stipendien beschlossen. Diese sei aber völlig unzureichend, kritisiert Kalliauer: "Die grundsätzlichen Probleme, wie eine Anpassung der Einkommensgrenzen, bleiben ungelöst." Die beschlossenen Verbesserungen – etwa Rechtsanspruch auf Studienabschluss-Stipendium (SAS), Verlängerung der Rückzahlfrist beim SAS oder höhere Förderung für ältere Studierende – gehen auf langjährige Forderungen der Arbeiterkammer zurück.

Mitverantwortlich für die schwierige Vereinbarkeit von Studium und Beruf sind außerdem die Studienbedingungen in den Bachelorlehrgängen an den Unis: Strenge Anwesenheitspflichten, häufig verbunden mit zahlreichen kleinen Prüfungen bereits in der Eingangsphase der Studien, zwingen gerade berufstätige Studierende schon im ersten Jahr wieder zum Aufhören. Hier sind die Universitäten gefordert, eine bessere Vereinbarkeit von Studium und Beruf zu ermöglichen. (red, 20. 6. 2016)