Das Thema des Performance-, Workshop- und Lecture-Reigens (Counter)Tropical des Tanzquartiers (Donnerstag und Freitag) passt zur anbrechenden Urlaubszeit. Denn die Plätze in den Fliegern sind gebucht. Zahllose Bucherinnen und Bucher fiebern ihren Vergnügungen auch in den tropischen Gebieten entgegen, da es dort so exotisch ist. Allen sei die Freude gegönnt.

Aber wer hat sich einmal genauer überlegt, was diese Tropen sind und warum Claude Lévi-Strauss' Buch Traurige Tropen (1955) noch aktuell ist? (Counter)Tropical ist geeignet, solche Überlegungen zu bereichern, da es dabei um die Tücken einer gewissen Schwärmerei für Paradiese in fernen Ländern geht. Die Debatte um diesen Exotismus ist alt, erhält aber in der Diskussion um Transkulturalität vor dem Hintergrund der neuen Migrationsbewegungen neuen Antrieb.

Wer übrigens den aktuellen Auseinandersetzungen über die Ursachen dieser Migrationen folgt und da etwa dem Aktivisten François Roméo Ntamag zuhört, lernt auch einen umgekehrten Exotismus kennen: das Trugbild vom Paradies Europa – eine besonders im Internet gestellte Falle als Umkehrbild der westlichen Touristenmentalität. Hier geht es darum, zu eruieren, was aus künstlerischer Perspektive zum Exotismus zu sagen ist.

Etwa: Was sind "sub- und counterkulturelle Bewegungen wie die Tropicália-Bewegung in Brasilien? Referenzierende politische Ästhetiken" oder "Kulturen des Afrofuturismus in Bezug zu gegenwärtigen migratorischen Erfahrungen und Strategien"? Ntamag ist nicht dabei, dafür aber unter anderen Yuderkys Espinosa Miñoso und Marissa Lôbo, Elisabeth Bakambamaba Tambwe, Lisl Ponger, Nadaproductions, Giorgia Conceição, Andrea Salzmann und Stefanie Sourial. (ploe, 21.6.2016)