Bud Spencer 1929–2016.

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Rom/Wien – Manche Karrieren sind in diesem reglementierten Jahrtausend einfach nicht mehr denkbar. Jene von Carlo Pedersoli, besser bekannt unter seinem Pseudonym Bud Spencer, ganz gewiss. 1929 als Sohn eines neapolitanischen Industriellen geboren, wurde dieser mit knapp über zwanzig Jahren zum italienischen Rekordschwimmer. Pedersoli war der Erste, der in Italien auf der 100-Meter-Strecke unter einer Minute blieb.

Und so umstandslos er in den Schwimmsport eingetreten war – Pedersoli war berüchtigt für seine lockere Auslegung von Disziplin, er rauchte auch gerne –, so ungeplant kam er zum Film. Nach dem Abschluss eines Jusstudiums immer noch ohne rechten Plan, aber mit einigen Schulden, begann er in den 1960er-Jahren kleine Statistenrollen zu übernehmen, ehe ihm von Giuseppe Colizzi eine Hauptrolle in Dio perdona... io no! (Gott vergibt – Django nie) angeboten wurde.

6:39 Minuten Bud Spencer in "Sie nannten ihn Mücke" (1978).
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Colizzi suchte jemanden von massiver, bärenstarker Statur. Der humorvolle Italo-Western begründete den Erfolg eines Duos, das bis in die frühen 1990er-Jahre gemeinsam Kinofilme drehte. Mario Girotti alias Terence Hill und Bud Spencer, die auch privat stets Freunde blieben, bildeten eine komische "routine": der eine der grobschlächtige, aber gutmütige (und stets hungrige) Riese, den man nur lange genug reizen musste, bis seine Pranken, begleitet von grummeligen Lauten, zu mächtigen Watschen ausholten; der andere, blauäugig und blond sowie ironisch und flink, der an seiner Seite stand oder zur Seite wich, wenn es wieder einmal rundging.

Prügeleien waren tatsächlich das Nonplusultra der 16 Filme des Duos, eine unblutige, insofern auch kindergerechte Flegelei mit Fäusten, bei der sich bald ein paar beliebte Standards wie die Genick- und Stereowatsche oder der Dampfhammer herausbildeten. Entsprechend sorgfältig wurden die Attraktionen der Filme choreografiert – und synchronisiert. Der Ton machte bei Spencer/Hill-Arbeiten einen Teil der Musik (in der deutschen Synchronisation kam auch noch der Hang zum Sprücheklopfen hinzu).

Bud Spencer singt und tanzt "Banana Joe" (1981).
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Zuerst nur Western wie Die rechte und die linke Hand des Teufels, Vier Fäuste für ein Halleluja und Zwei wie Pech und Schwefel, erweiterten die beiden zunehmend ihre Genres (Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle, Zwei außer Rand und Band), wenngleich die Zutaten stets ähnlich blieben. Spencer drehte auch einige Filme solo, sein bevorzugter war Banana Joe, in dem er einen südamerikanischen Bananenbauern mit freigebiger Natur verkörperte. Das Drehbuch schrieb er selbst.

Ehrlich und aufrecht war allgemein das Naturell seiner Filmfiguren, neben dem Slapstick war dies einer der Grundzüge, die er sich von seinen Vorbildern Charles Chaplin und dem Duo Oliver Hardy und Stan Laurel abgeschaut hatte. In diesem Sinne hatte er auch selbst einmal den Erfolg seiner Filme erklärt: "Dadurch, dass es bei uns nicht um Dialoge ging, sondern um Action, um Gestik und Mimik, war unser Erfolg nicht an Länder- und Sprachgrenzen gebunden."

"Flying Through the Air" – Oliver Onions' Titelsong zu "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" (1973).
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Bis ins hohe Alter behielt Spencer seine Unbekümmertheit – von einem erfolglosen Zwischenspiel für Berlusconis Forza Italia sehen wir großzügig ab –, er schrieb Musik und vertonte unter anderem auch sein Lebensmotto "Futtetènne", zu Deutsch in etwa "Scheiß drauf". Dies bewahrte ihn auch davor, zu lange über weniger erfolgreiche Erfindungen wie eine Einwegzahnbürste mit integrierter Zahnpasta ins Grübeln zu geraten. Pedersoli war 54 Jahre lang verheiratet und ist Vater dreier Kinder. Am Montag ist er im Alter von 86 Jahren in Rom gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 28.6.2016)