Die Auswertung der atypischen Beschäftigungsverhältnisse zeigt Jahr für Jahr den gleichen Trend: Betroffen sind davon vor allem Frauen. Weniger als die Hälfte sind im Jahr 2015 in einem Normalarbeitsverhältnis beschäftigt, fast gleich viele arbeiten stattdessen Teilzeit (47,8 Prozent), bei den Männern sind es nur 9,8 Prozent. Die ausschließliche Teilzeit stieg bei den Frauen seit der Krise 2008 um 25 Prozent auf 130.000 Beschäftigte an.

38,1 Prozent der Frauen nennen laut Statistik Austria Betreuungsaufgaben gegenüber Kindern als Grund – gegenüber 4,7 Prozent der Männer. Aber nicht nur das Ausmaß, sondern auch die Frage, ob Frauen überhaupt einer Erwerbsarbeit nachgehen, wird durch familiäre Verpflichtungen beeinflusst. Und an all jene, die gleich laut aufschreien wollen, dass die Frauen ja von sich aus lieber Teilzeit arbeiten: 18,2 Prozent geben an, dass sie keine Vollzeitstelle wollen. Während Teilzeit für Frauen im gesamten Berufsleben relevant bleibt, stellt sie für Männer nur eine Ausnahmeerscheinung dar, etwa während des Studiums oder wenn es Richtung Pension geht.

Auch Betriebe sind gefragt

Es liegt also auf der Hand, dass die Kinderbetreuung besser geregelt werden muss – vor allem auf dem Land, wo berufstätige Frauen teilweise nur mit Unterstützung von Familie oder Bekannten den Vollzeitjob beibehalten können. Allerdings sind auch die Betriebe gefragt: Auf dem Papier geben sich die heimischen Unternehmen bereits flexibel, bieten etwa Möglichkeiten für Homeoffice an. Im Joballtag nutzen viele Mitarbeiter den Spielraum aber dennoch nicht. Die Gründe dafür: Führungskräfte leben den flexiblen Umgang nicht vor, und ein Abweichen von der 9-to-5-Kultur wird nicht gern gesehen.

Kontraproduktiv ist außerdem, dass die Unternehmen von Teilzeitarbeit profitieren. Besonders deutlich wird dies im Handel, wo im ersten Quartal 2015 25.000 Vollzeitstellen de facto in Teilzeit umgewandelt wurden. 90 Prozent der Arbeitnehmer in Teilzeit sind hier weiblich. Mehrstunden werden lediglich dann zuschlagspflichtig, wenn sie nicht innerhalb eines Quartals – etwa durch Zeitausgleich – abgegolten werden. Einigt man sich, wird lediglich ein Zuschlag von 25 Prozent fällig – bei Vollzeitkräften liegen die Zuschläge bei 50 Prozent.

Änderungen überfällig

Wie auch beim Großteil der Männer sollte Teilzeitarbeit eine Option sein, die man sich nehmen kann. Dass Frauen strukturell in dieses Arbeitsmodell gedrängt werden, das bei privaten Veränderungen schnell zur Armutsfalle werden kann und in der Pension für Nachteile sorgt, ist für einen Sozialstaat wie Österreich peinlich. Seit Jahren werden die Zahlen Jahr für Jahr bejammert – um im nächsten Jahr wieder anzusteigen. Es wird Zeit, diesem Trend ein Ende zu setzen. (Lara Hagen, 28.6.2016)