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Babys, die sich im Mutterleib mit Zika angesteckt haben, können mit einem viel zu kleinen Schädel auf die Welt kommen. Wissenschafter haben nun herausgefunden, dass auch bei normalem Kopfumfang schwere Hirnschäden auftreten können.

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Rio de Janeiro – Eine Infektion mit dem Zika-Virus lässt sich bei Neugeborenen nicht allein durch Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) erkennen. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von brasilianischen Wissenschaftern, die nun im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die Studie beruht auf der Analyse von 1.501 erfassten Verdachtsfällen auf Mikrozephalie in Brasilien. Demnach hatte ein Fünftel der Babys, die möglicherweise erkrankt waren, einen Kopfumfang, der eher normalen Werten entsprach. Von Mikrozephalie gehen Experten bei einem Kopfumfang von 32 und weniger Zentimetern aus.

Infiziert sich die Mutter ungefähr in der 30. Schwangerschaftswoche, kann das Baby mit einem normalen Kopfumfang auf die Welt kommen, aber dennoch schwere Hirnschäden aufweisen, stellten die Studienautoren fest. "Dieser Befund erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass bei Neugeborenen das Zika-Virus in erster Linie zu schweren Hirnschäden führen kann", ergänzen die Wissenschafter.

Kritik an gängiger Praxis

Die "Fokussierung auf das Mikrozephalie-Screening" sei deshalb nicht ausreichend, betont Hauptautor Cesar Victora von der Universität Federal de Pelotas in Brasilien. Das heißt, der Fokus auf das Messen des Kopfumfangs von Babys, deren Mütter sich während der Schwangerschaft mit den Zika-Virus angesteckt haben, greife zu kurz, da auch bei normalem Kopfumfang schwere Hirnschäden auftreten können.

Zwei Impfstoffe erfolgreich an Mäusen getestet

Derzeit gibt es noch keine Impfung gegen Zika. Eine im Magazin "Nature" vorgestellte präklinische Studie gibt aber Anlass zur Hoffnung. Forscher vom Beth Israel Deaconess Medical Center und dem Walter Reed Army Institute of Research haben zwei mögliche Impfstoffe an Mäusen getestet. Bei dem einen handelt es sich um einen DNA-Impfstoff auf Basis eines Zika-Stamms aus Brasilien, der andere Wirkstoff wurde aus einem gereinigten inaktiven Zika-Stamm aus Puerto Rico gewonnen. Beide Versuchsreihen verliefen erfolgreich.

Alle Mäuse waren vier Wochen nach der Impfung vor einer Neuansteckung geschützt. Eine zweite geimpfte Mäusegruppe war auch nach acht Wochen noch immun. Eine einmalige Immunisierung mit einem der beiden Impfstoffe hatte dafür ausgereicht. Die Forscher konnten außerdem nachweisen, dass die Immunisierung tatsächlich auf die durch die Vakzine gebildeten Antikörper zurückzuführen ist.

Mensch ist nicht gleich Maus

Die Untersuchung wecke Optimismus, dass ein Zika-Impfstoff für den Menschen entwickelt werden könne, sagte Dan Barouch von der Harvard Medical School. Allerdings ließen sich die Studienergebnisse von Mäusen nicht einfach auf den Menschen übertragen.

Zuletzt ist die Zahl der Zika-Infektionen in Brasilien auch wegen einer wetterbedingt geringeren Aktivität der Moskitos stark zurückgegangen. Brasiliens Regierung betont, für Athleten und Touristen, die zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro reisen, sei das Infektionsrisiko beherrschbar. (red, APA, dpa, 30.6.2016)