Die Sahelzone ergrünt zunehmend, weil der westafrikanische Monsun mehr Regen bringt.

Foto: Daniel Triveau / CIFOR [CC-BY-NC-ND 2.0]

Hamburg – Der Klimawandel hat nicht nur einseitige Folgen: Die Erwärmung im Mittelmeerraum verursacht in der Region seit etwa 20 Jahren zunehmende Hitze und Trockenheit. In der Sahelzone sorgt sie hingegen offenbar für mehr Niederschlag. Wie Forscher des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI) in Hamburg in "Nature Climate Change" berichten, sind höhere Temperaturen des Mittelmeers die Hauptursache dafür, dass zu Beginn des westafrikanischen Monsuns im Juni mehr feuchte Luft aus dem östlichen Mittelmeer an den Südrand der Sahara gelangt.

In kaum einer Region der Erde schwankt das Klima so stark wie in der Sahelzone. In diesem mehrere hundert Kilometer breiten Gebiet südlich der Sahara wird das Klima vom westafrikanischen Monsun geprägt: Der bringt von Juni bis September Regen in die gesamte Region, während im Winter Trockenheit herrscht. Die eigentliche Ursache für dieses Wetterphänomen ist der höhere Sonnenstand während der Sommermonate, durch den es in diesen Breiten heißer wird. Das wirkt sich an Land und im Ozean aber unterschiedlich stark aus, weil Wasser mehr Wärme aufnehmen kann. "Daher erwärmt sich das Land im Sommer stärker als der Ozean", sagt MPI-Forscher Jürgen Bader. "Luft steigt über dem warmen Kontinent auf, und als Folge strömt feuchte Luft vom Meer nach."

Wichtigster Faktor

Die Stärke des Monsuns ist immer wieder Veränderungen unterworfen. Nach einer relativ feuchten Periode in den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Sahelzone bis Mitte der 1980er-Jahre von verheerenden Dürren heimgesucht, die insgesamt mehr als 100.000 Menschen das Leben kosteten. Seitdem nahm der Niederschlag überraschenderweise wieder zu. Die aktuelle Studie identifiziert nun die entscheidende Ursache dafür. "Wir zeigen, dass die Erwärmung des Mittelmeers durch den menschengemachten Klimawandel der wichtigste Faktor ist", sagt Koautorin Daniela Matei.

Wie kräftig der Monsun im Sahel ist, hängt generell davon ab, wie unterschiedlich stark sich verschiedene Meeresregionen erwärmen. So führen Klimaforscher die Dürre während der 1970er- und 1980er-Jahre darauf zurück, dass sich die Meerestemperaturen sowohl im Atlantik als auch im indischen und pazifischen Ozean nach einem bestimmten Muster veränderten. Diese Veränderungen führten zu weniger Niederschlag in der Sahelzone.

Kampf zwischen Regionen

Wie die Hamburger Forscher nun in Modellrechnungen zeigen, transportierten Luftströmungen in den Sommern der vergangenen 20 Jahren mehr Feuchtigkeit aus den Regionen außerhalb der Tropen in den Sahel, weil sich die Meeresoberflächen dort stark erwärmten. Die Wirkung dieses Temperaturanstiegs übertraf den Einfluss der tropischen Meerestemperaturen, deren Anstieg den Niederschlag andernfalls reduzieren würden. Der westafrikanische Monsunregen fiel daher ergiebiger aus.

Auch die künftige Entwicklung des westafrikanischen Monsuns werde von der unterschiedlich starken Erwärmung der Meere in und außerhalb der Tropen abhängen. "Es gibt sozusagen einen Kampf zwischen den verschiedenen Meeresregionen", so Bader. "Steigen die Temperaturen der tropischen Meeresoberflächen, nimmt der Niederschlag in der Sahelzone ab. Steigende Temperaturen der Meeresoberflächen außerhalb der Tropen führen dagegen zu mehr Niederschlägen." (red, 30. 6. 2016)