Der "Dolchstoß in den Rücken" ist Vergangenheit: Die politische Elite in Moskau und Ankara demonstriert wieder Einigkeit. "Die Beziehungen zur Türkei wieder herzustellen ist kein Kann, sondern ein Muss", erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa, kurz nachdem sich Wladimir Putin und Tayyip Erdoğan am Telefon miteinander versöhnt hatten. Russlands Präsident ordnete nach dem Telefonat an, Sanktionen gegen die Türkei aufzuheben.

Als wichtigste Schritte gelten die Aufhebung des Einfuhrverbots für türkische Lebensmittel und der Reisebeschränkungen für russische Urlauber. Die russischen Reisebüros rechnen nach der offiziellen Aufhebung des Verkaufsverbots für Türkeireisen mit der Belebung des Markts innerhalb zweier bis dreier Wochen. 2015 erholten sich immerhin 3,46 Millionen Russen in der Türkei. Allerdings schränkte Moskau am Nachmittag ein, dass die Wiederaufnahme des russischen Tourismus von der Sicherheit abhänge.

Experten rechnen dennoch damit, dass der Boom zulasten der Alternativen Tunesien, Griechenland und Zypern geht, während die Auslastung der Krim nur bedingt leidet. Hier erholen sich vor allem Beamte der Sicherheitsorgane, aber auch viele Kriminelle. Beiden fehlt meist der Reisepass.

Premier Dmitri Medwedew kündigte eine etappenweise Aufhebung der Sanktionen an – auch um der heimischen Industrie nicht zu sehr zu schaden. Die Reisewarnung für die Türkei dürfte ohnehin noch eine Weile gelten. (André Ballin aus Moskau, 30.6.2016)