Viel Veränderung in der Bank Austria: Die Osteuropa-Sparte, die 2015 rund 800 Millionen Gewinn einspielte, wechselt von Wien nach Mailand. Am 1. August soll das beschlossen werden. Zudem baut die Bank jetzt massiv Mitarbeiter ab.

APA

Wien – Nun ist er auf Schiene, der Schrumpfkurs der Bank Austria. Der besteht aus: Abbau der Filialen von 200 auf 120, Mitarbeiterreduktion, Transfer des Osteuropageschäfts (CEE) von Wien nach Mailand. Hintergrund: Die Tochter der italienischen Unicredit muss bis Ende 2018 mindestens 300 Millionen Euro einsparen.

Mit dem Filialabbau wurde bereits begonnen, nun sind die Mitarbeiter dran. Zuletzt hatte die Bank Austria (BA; ohne Töchter) 6.844 Mitarbeiter. Wie viele gehen müssen, gibt die Bank nicht bekannt. Argumentiert wird von der anderen Seite her: Es müssen so viele sein, dass (mit den übrigen Einsparungen) die Kosten-Ertrag-Relation von 80 auf 60 Prozent sinkt. Gerüchte, wonach 2.000 bis 3.000 Leute die Gruppe (rund 9.000 Mitarbeiter, inklusive Töchter wie Leasing oder IT-Gesellschaft) verlassen müssen, werden dementiert.

Unorthodoxes Vorgehen

Die Vorgehensweise, mit der sich die BA von Mitarbeitern "auf freiwilliger Basis und sozialverträglich" (ein BA-Sprecher) trennen wird, ist unorthodox. Denn: Angesprochen wird die gesamte Belegschaft ohne Ausnahme. Mitte dieser Woche bekamen die Banker eine E-Mail, wonach sie sich ab 30. Juni im hauseigenen Intranet über die Modalitäten ihrer (etwaigen) Verabschiedung informieren können. Diese Modalitäten hat die Geschäftsführung mit dem Zentralbetriebsrat ausverhandelt; die Betriebsvereinbarung ist aber noch nicht unterschrieben. Die Konditionen hängen von Parametern wie Alter, Dienstzeit, Einkommen ab.

Erarbeitet wurden standardisierte Modelle, die "nicht verhandelbar sind", sagt ein Involvierter. Veröffentlicht werden sie nicht.

Und das sind die Goodies, die die Banker bei ihrem Abgang laut Information des STANDARD zur gesetzlichen Abfertigung dazubekommen sollen: Die rund 3.300 definitiv gestellten Mitarbeiter (sind de facto kündigungsgeschützt) bekommen bis zu vier Jahresgehälter dazu, nicht definitive maximal zwei Jahresgehälter. Definitive können die Abschlagszahlung auf maximal acht Jahre verteilt beziehen. Spätester Austrittszeitpunkt ist in allen Fällen der 31. Dezember 2017.

Chefs sind gleicher

Diese Pauschalmodelle gelten aber nicht für Topverdiener: Für Banker der ersten Führungsebene unterm Vorstand werden individuelle Modelle ausgetüftelt, heißt es im Geldinstitut.

Welchen Mitarbeiter sie dann wirklich einvernehmlich ziehen lässt, entscheidet die BA-Führung spätestens Ende Oktober. Sie weiß ja nicht, ob sich die "richtigen" Mitarbeiter aus jenen Abteilungen melden, für die es künftighin weniger Arbeit gibt. Das wird vor allem in Bereichen wie Organisation, Risiko- und Finanzierung der Fall sein. Zudem muss die Bank mit ihrem Restrukturierungsbudget auskommen. Betriebsratschef Adolf Lehner ist jedenfalls "zuversichtlich", dass es mit dem Weg "über einvernehmliche Vertragsauflösungen und natürliche Fluktuation" klappen werde.

In der Zielgeraden

Auch bei der Abspaltung des CEE-Geschäfts sind Mailänder und Wiener in der Zielgeraden. Für 1. August ist die Hauptversammlung (HV) anberaumt. Die CEE-Sparte soll via Spaltung und Verschmelzung in Mailand landen. Beide Schritte wurden am Donnerstag im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" kundgetan; die Unterlagen trudelten am 29. Juni, 18 Uhr 06 beim Handelsgericht Wien ein.

Bei der HV müssen Gemeinde-Wien-nahe AVZ und Betriebsratsfonds als Golden-Share-Aktionäre zustimmen. Das dürfte auch geschehen: Der Betriebsrat soll seine Forderung, dass das CEE-Geschäft weiterhin von Wien aus mit rund 500 von der BA delegierten Mitarbeitern geführt wird, durchgebracht haben. Sollte auch noch die Bankenaufseherin EZB zustimmen, kann der Deal wie geplant Ende September über die Bühne sein. (Renate Graber, 30.6.2016)