Das Denkmal der Psychologin Charlotte Bühler (1893-1974) zur Ehrung von Wissenschafterinnen im Arkadenhof der Universität Wien.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Bisher erinnerten im Arkadenhof der Universität Wien 154 Büsten und zahlreiche Gedenktafeln an die Leistungen ausschließlich männlicher Wissenschafter. Seit heute, Donnerstag, sind auch sieben Forscherinnen mit Denkmälern vertreten.

Späte Ehrung

Für die Ehrung wurden auf Vorschlag des Rektorats und mit Zustimmung des Senats die Psychologin Charlotte Bühler (1893-1974), die Sozialwissenschafterin Marie Jahoda (1907-2001), die Physikerinnen Berta Karlik (1904-1990) und Lise Meitner (1878-1968), die Archäologin Grete Mostny-Glaser (1914-1991), die Sprachwissenschafterin Elise Richter (1865-1943) und die Mathematikerin Olga Taussky-Todd (1906-1995) ausgewählt. Hauptkriterium waren hohe, noch heute wirksame und bekannte wissenschaftliche Leistungen, die an der Uni Wien durchgeführt wurden. Daneben wurde auch auf eine adäquate Verteilung über die Fachgebiete geachtet.

Benennung von Hörsälen

Die Siegerprojekte wurden mittels eines zweistufigen Kunstwettbewerbs ermittelt. Bei diesem wurden nach einem offenen Bewerbungsverfahren sieben Künstler ausgewählt, die in einer zweiten Phase konkrete Realisierungsvorschläge vorlegen mussten. Eine Jury wählte dann Thomas Baumann (Bühler, Karlik, Meitner), Catrin Bolt (Jahoda, Richter) und Karin Frank (Mostny-Glaser, Taussky-Todd) aus. "Vorgabe war es, die Wissenschafterinnen als konkrete Persönlichkeiten und in hoher künstlerischer Qualität darzustellen", so Rektor Heinz Engl bei der Präsentation am Donnerstag Nachmittag.

Die Ehrung der sieben Forscherinnen müsse "bei weitem nicht der letzte Schritt gewesen", so Engl. Neben Denkmälern im Arkadenhof gebe es noch andere Möglichkeiten wie die Benennung von Hörsälen – erst vor wenigen Tagen wurde ein solcher nach der Zeithistorikerin Erika Weinzierl benannt.

Genderschwerpunkt zum Jubiläum

Die Denkmäler waren eines der Hauptprojekte im Rahmen des Genderschwerpunkts anlässlich des 650-jahr-Jubiläums der Uni im Vorjahr. Einzig die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach war zuvor im Arkadenhof mit einer Plakette vertreten – wobei sie aber an der Uni nie wissenschaftlich tätig war, sondern nur mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet worden war.

An der Uni Wien wurden 1897 erstmals Frauen zu einem Studium zugelassen. 1907 habilitierte sich Richter als erste Frau in Österreich, erst 1956 erhielt mit Karlik die erste Frau eine ordentliche Professur an der Universität Wien. (APA, 30.6.2016)